Am Ende unterschieden sich die fünf Pflänzchen durch insgesamt 99 Mutationen von ihren Urahnen, und an 17 weiteren Stellen im Genom hatten sich Bereiche eingeschoben oder waren verloren gegangen, berichten die Forscher. Das erscheine zwar auf den ersten Blick nicht gerade beeindruckend, zeige aber, dass das Genom flexibler ist als gedacht: Es seien lediglich 60 Millionen Pflanzen nötig, damit im Schnitt an jeder Stelle des Erbguts eine Mutation vorkommt ? und das ist bei einer Pflanzenart, die Tausende von Samen in jeder Generation produziert, nicht viel.
Laut den Forschern sind die neuen Daten für viele Bereiche der Biologie wichtig. So erklärt die relativ große Geschwindigkeit etwa, wie Pflanzen schon nach wenigen Jahren immun gegen die Wirkung von Unkrautvernichtungsmitteln werden können. Zudem scheint man als Züchter offenbar bloß eine ausreichend große Anzahl von Pflanzen zu benötigen, um mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine vorteilhafte Mutation zu erhalten. Die Ergebnisse erlauben auch, die Abstammungsverhältnisse der Pflanzen besser zu charakterisieren. Die Linie von A. thaliana hat sich demnach vermutlich nicht wie bislang angenommen vor fünf, sondern schon vor 20 Millionen Jahren von der ihrer Schwesterart A. lyrata getrennt.
Schließlich hilft die neue Arbeit, die genetische Entwicklung des Menschen zu verstehen ? denn seine Mutationsrate ähnelt mit hoher Wahrscheinlichkeit der von Arabidopsis. „Alles, was genetisch möglich ist, wird demnach innerhalb recht kurzer Zeit durchgetestet“, kommentiert Co-Autor Detlef Weigel. Das Arbeitstempo der Evolution liege also deutlich über dem, das man ihr bisher zuschreibt ? und das in Jahrtausenden oder gar Jahrmillionen gemessen wird.