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Müsli in der Steinzeit

Geschichte|Archäologie

Müsli in der Steinzeit
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Die Mahlwerkzeuge aus der Mittelsteinzeit wurden in einer Höhle in der Nähe des Malawisees in Mosambik gefunden. Credit: Grady Semmens, University of Calgary
Bereits vor 105.000 Jahren bereiteten Menschen Speisen aus Getreide her. Wissenschaftler aus Kanada und Mosambik haben in einer Höhle in Mosambik Werkzeuge zum Mahlen von Getreide entdeckt, die viele Jahrtausende älter sind als die ersten Belege für Sesshaftigkeit und Ackerbau. Bislang nahmen Wissenschaftler an, dass Fleisch und Früchte die Hauptnahrung dieser Jäger und Sammler war und sich die Ernährung erst auf eine kohlenhydrathaltige Kost umstellte, als der Mensch sesshaft wurde und begann, Getreide anzubauen. Die neuen Erkenntnisse zeigen jedoch, dass die Menschen vermutlich schon vor 105.000 Jahren damit begannen, Getreide zu ernten und daraus Mehl herzustellen.

Die Wissenschaftler untersuchten eine Kalksteinhöhle in der Nähe des Malawisees, die insgesamt 60.000 Jahre lang für verschiedene Zwecke genutzt worden war. Im tiefen Inneren der Höhle fanden sie in einer Kammer verstreut große Mengen an Steinwerkzeugen, Tierknochen und Pflanzenresten aus prähistorischer Zeit. Mercader wählte für seine Untersuchung lediglich 70 der insgesamt 555 gefundenen Werkzeuge. Er nahm Spachtel, Bohrwerkzeuge, Mühlsteinen und Spitzen unter die Lupe und untersuchte 2.369 Körnchen von Pflanzenresten.

89 Prozent der gefundenen Pflanzenreste waren Körnerstücke der so genannten Sorghumhirse, ein Vorfahre moderner Hirsearten, die heute noch zu Mehl, Brot, Brei und alkoholischen Getränken verarbeitet werden. Auch die Größe der einzelnen gemahlenen Hirsebruchstücke entspricht der von Hirsemehl, das bis heute in dieser Region gemahlen wird. Die übrigen Pflanzenreste stammten von der Roten Abessinische Banane, der Makalanipalme, der Straucherbse und der African Potato.

Bisherige Funde datierten den Schritt von einer Ernährung von Fleisch und Früchten auf eine von Kohlehydraten dominierte Ernährung auf das Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren. Forscher gingen davon aus, dass diese Änderungen in der Ernährung damit einher gingen, dass die Menschen nicht mehr nomadisch lebten, sondern sesshaft wurden und mit dem Getreideanbau begannen. Die neuen Erkenntnisse zeigen jedoch, dass bereits Jäger und Sammler in der Mittelsteinzeit und am Beginn der letzten Eiszeit Getreide verarbeiten.

ddp/wissenschaft.de ? Jessica von Ahn

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Julio Mercader (University of Calgary, Alberta) et al.: Science, doi: 10.1126/science.1173966
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