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Rechts wie links, Ost wie West

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Rechts wie links, Ost wie West
Zur Post geht’s an der Ampel nach Osten und dann am Supermarkt immer nach Süden. Eine komplizierte Wegbeschreibung? Nicht für jeden, denn die räumliche Orientierung ist kulturabhängig, hat ein deutsch-niederländisches Forscherteam herausgefunden. Die in unseren Breiten verwendeten Begriffe rechts und links können missverständlich sein, weil sich Europäer bei der räumlichen Wahrnehmung auf die eigene Person beziehen. Was mit rechts oder links gemeint ist, hängt also immer von der Position des Sprechers ab. Mitglieder eines afrikanischen Nomadenstammes orientieren sich hingegen an den Richtungsangaben Nord, Ost, Süd und West ? und die verändern sich nicht.

Für ihre Studie verglichen die beiden Forscher 85 Kinder, die zwischen vier und zwölf Jahre alt waren. Neben 50 deutschen Kindern nahmen 35 Mädchen und Jungen vom Stamm der Hai||om an dem Experiment teil. Die Hai||om – die Striche stehen für spezielle Schnalzlaute – sind Nomaden und leben in Namibia. Sie waren für die Wissenschaftler besonders interessant, da sie bei Ortsbeschreibungen nicht die Begriffe rechts und links verwenden. Stattdessen sagen sie beispielsweise: „Der Löffel befindet sich nördlich von der Schüssel.“

Die Wissenschaftler brachten nun allen 85 Kindern einen einfachen Tanz bei. Der Tanzlehrer stand dabei jeweils neben dem Kind und machte die Bewegungen vor: Er führte seine gefalteten Hände zunächst nach rechts, dann nach links, und dann zweimal nach rechts, es entstand also die Folge R-L-R-R. Wenn das Kind den Tanz beherrschte, wurde es vom Tanzlehrer um 180 Grad herumgedreht, so dass es genau seitenverkehrt stand. Der Lehrer stellte sich nun hinter das Kind und forderte es auf, den Tanz zu wiederholen.

Das Ergebnis: Während 91 Prozent der deutschen Kinder die Folge R-L-R-R beibehielten, machten 73 Prozent der Hai||om-Kinder sie nun genau umgekehrt, nämlich L-R-L-L. Genau das hatten die Forscher erwartet, da sich die Hai||om stärker an ihrer Umwelt orientieren. Was sie überraschte, war, dass sich kein Unterschied zwischen jüngeren und älteren Kindern zeigte. „Um zu klären, wann die Kinder die eine oder andere Art der räumlichen Orientierung übernehmen, müssten wir nun Folgeversuche mit noch jüngeren Kindern machen“, erklärte Mitautor Daniel Haun gegenüber wissenschaft.de.

Christian Rapold (Max-Planck-Institut für Psycholinguistik, Nijmegen) und Daniel Haun (Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie, Leipzig): Current Biology, Band 19, Nr. 23, S. R1068 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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