Eisenegger und sein Team verabreichten 300 weiblichen Probanden eine Dosis Testosteron oder ? ohne deren Wissen ? ein Placebo. Vier Stunden später beobachteten die Forscher die Fairness der Frauen bei einem Spiel, in dem diese Geldangebote machen mussten. Das Ergebnis: Die Frauen, die Testosteron erhalten hatten, handelten gerechter als die Testpersonen aus der Placebogruppe.
Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass das Geschlechtshormon die Sensitivität für den eigenen Status erhöht. Sie machen die Abweichungen zwischen den Ergebnissen mit Tieren und Menschen an den unterschiedlichen sozialen Systemen fest. „In der sozial komplexen Umwelt des Menschen sichert nicht Aggression, sondern pro-soziales Verhalten den Status“, spekuliert Co-Autor Michael Naef.
Wie fest die allgemeine Vorstellungen von der angeblich aggressiven Wirkung des Hormons verwurzelt ist, fanden die Forscher heraus, als sie die Probanden den Test wiederholen ließen: Sie informierten die Frauen diesmal vor dem Spiel, dass entweder Hormone oder ein Placebo verabreicht werden und fragten die Testpersonen, ob sie glauben, tatsächlich das Hormon bekommen zu haben. Unabhängig von der tatsächlichen Dosis bestimmten die Vorurteile der Probanden gegenüber dem Hormon deren Verhalten: Glaubten sie, das Hormon erhalten zu haben, handelten die Frauen ungerechter. Gingen die Frauen hingegen von einem Placebo aus, reagierten sie gerechter. „Es scheint, dass nicht Testosteron selbst zur Aggressivität verleitet, sondern vielmehr der Mythos rund um das Hormon“, berichtet Naef.