Um zu prüfen, ob die muskelentspannenden Effekte MS-Patienten zugute kommen könnten, entschieden sich die Wissenschaftler für eine erneute Auswertung bereits zum Thema veröffentlichter Studien. Sie nutzten dafür öffentlich zugängliche Datenbanken und fanden insgesamt 38 Arbeiten, die eine Wirkung von THC und CBD bei Multipler Sklerose untersucht hatten. Sie wählten für ihre Analyse allerdings nicht alle Untersuchungen aus, sondern nur klinische Kurzzeitstudien, bei denen zusätzlich zur Untersuchungsgruppe auch eine Referenzgruppe beobachtet wurde, die lediglich wirkstofffreie Placebos erhalten hatte. An den sechs Studien, die das Forscherteam schlussendlich analysierte, hatten insgesamt 481 MS-Patienten teilgenommen, und sie waren zwischen 2002 und 2007 veröffentlicht worden. In fünf Studien verbesserte sich durch die Cannabinoide THC und CBD die Beweglichkeit der Patienten.
„Das therapeutische Potenzial von Cannabinoiden bei der Behandlung von MS ist umfangreich und sollte große Aufmerksamkeit finden“, berichtet Shaheen Lakhan, einer der beteiligten Forscher, über die Ergebnisse. Er fordert, trotz zum Teil erheblicher Nebenwirkungen der Behandlung wie beispielsweise Rauschzustände, die positiven Effekte von Cannabis und seinen Inhaltsstoffen weiter zu untersuchen. In Deutschland sind natürliche Cannabisprodukte illegal, dennoch ist es möglich, THC unter dem internationalen Freinamen Dronabinol auf einem Betäubungsmittelrezept verschrieben zu bekommen.