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Mit Dopamin wird Kreta schön

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Mit Dopamin wird Kreta schön
Britische Forscher haben entdeckt, wie das Gehirn bei einer anstehenden Entscheidung die möglichen Alternativen bewertet: Es simuliert die potenziellen Ergebnisse jeder Option inklusive der damit wahrscheinlich einhergehenden Emotionen. Anschließend verpasst es der attraktivsten Alternative eine Art Etikett mit dem Prädikat „besonders wertvoll“, das in Form des Gehirnbotenstoffs Dopamin zugewiesen wird. Diese Bewertung beeinflusst dann, wie die Entscheidung ausfällt. Der Schlüsselrolle von Dopamin sind die Forscher dabei mit Hilfe eines Tricks auf die Spur gekommen: Sie erhöhten bei einigen Freiwilligen künstlich den Dopaminspiegel, während diese sich mit einer bestimmten Alternative beschäftigten. Das hatte zur Folge, dass diese Alternative messbar an Attraktivität gewann, berichten Tali Sharot vom Londoner University College und ihre Kollegen.

Dopamin gilt bereits seit längerem als wichtigster Botenstoff für das Belohnungszentrum des Gehirns. Diese Netzwerk von Hirnarealen ist dafür zuständig, Reize, Tätigkeiten oder Ereignisse emotional zu bewerten und abzuschätzen, wie stark diese das persönliche Wohlbefinden beeinflussen. Diese Abschätzung ist auch für Entscheidungen wichtig, denn Menschen lassen sich sehr stark von der Erwartung beeinflussen, wie gut oder wie schlecht sie sich in Zukunft voraussichtlich fühlen werden.

Ziel der Forscher war es nun, die Rolle von Dopamin bei besonders komplexen Entscheidungsprozessen besser zu verstehen. Dazu ließen sie 61 Probanden die Attraktivität 80 verschiedener Reiseziele von Griechenland bis Thailand bewerten. Vierzig Minuten später bekamen die Testteilnehmer eine Tablette ? ein wirkstofffreies Placebo ? und sollten sich bei der Hälfte der zuvor gezeigten Reiseziele vorstellen, im kommenden Jahr dort Urlaub zu machen. Wieder vierzig Minuten später nahmen die Probanden erneut eine Tablette, diesmal das Präparat L-DOPA, das im Gehirn den Dopaminspiegel erhöht. Anschließend sollten sie sich erneut vorstellen, ihren nächsten Urlaub an bestimmten Orten zu verbringen ? jetzt allerdings an denen, die im zweiten Teil noch nicht vorgekommen waren. Die letzte Phase der Studie fand am nächsten Tag statt: Hier sollten sich die Probanden zwischen jeweils zwei der achtzig Reiseziele entscheiden, die sie zu Beginn der Versuche gleich bewertet hatten.

Das Ergebnis sei überraschend eindeutig ausgefallen, berichten die Forscher: Die Ziele, über die die Probanden unter Einfluss des erhöhten Dopaminspiegels nachgedacht hatten, erschienen am nächsten Tag deutlich attraktiver als beim ursprünglichen Bewertungstest. Das Placebo hatte keine derartige Wirkung. Offenbar beeinflusst das Dopamin also die Erwartung, wie ausgeprägt das persönliche Wohlbefinden in einer bestimmten Situation sein wird ? entweder, indem es ein Wohlgefühl beim Vorstellen dieser Situation steigert oder indem es die neuronale Verbindung zwischen Wohlgefühl und Vorstellung verstärkt. Die Ergebnisse seien nicht nur für das allgemeine Verständnis der Hirnchemie wichtig, sondern auch, um Prozesse zu verstehen, in denen diese Bewertung über die Stränge schlägt, wie es etwa beim Entstehen von Suchtkrankheiten der Fall ist, erklären die Forscher.

Tali Sharot (University College London) et al.: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2009.10.025 ddp/wde ? Ilka Lehnen-Beyel
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