Ziel der Forscher war es nun, die Rolle von Dopamin bei besonders komplexen Entscheidungsprozessen besser zu verstehen. Dazu ließen sie 61 Probanden die Attraktivität 80 verschiedener Reiseziele von Griechenland bis Thailand bewerten. Vierzig Minuten später bekamen die Testteilnehmer eine Tablette ? ein wirkstofffreies Placebo ? und sollten sich bei der Hälfte der zuvor gezeigten Reiseziele vorstellen, im kommenden Jahr dort Urlaub zu machen. Wieder vierzig Minuten später nahmen die Probanden erneut eine Tablette, diesmal das Präparat L-DOPA, das im Gehirn den Dopaminspiegel erhöht. Anschließend sollten sie sich erneut vorstellen, ihren nächsten Urlaub an bestimmten Orten zu verbringen ? jetzt allerdings an denen, die im zweiten Teil noch nicht vorgekommen waren. Die letzte Phase der Studie fand am nächsten Tag statt: Hier sollten sich die Probanden zwischen jeweils zwei der achtzig Reiseziele entscheiden, die sie zu Beginn der Versuche gleich bewertet hatten.
Das Ergebnis sei überraschend eindeutig ausgefallen, berichten die Forscher: Die Ziele, über die die Probanden unter Einfluss des erhöhten Dopaminspiegels nachgedacht hatten, erschienen am nächsten Tag deutlich attraktiver als beim ursprünglichen Bewertungstest. Das Placebo hatte keine derartige Wirkung. Offenbar beeinflusst das Dopamin also die Erwartung, wie ausgeprägt das persönliche Wohlbefinden in einer bestimmten Situation sein wird ? entweder, indem es ein Wohlgefühl beim Vorstellen dieser Situation steigert oder indem es die neuronale Verbindung zwischen Wohlgefühl und Vorstellung verstärkt. Die Ergebnisse seien nicht nur für das allgemeine Verständnis der Hirnchemie wichtig, sondern auch, um Prozesse zu verstehen, in denen diese Bewertung über die Stränge schlägt, wie es etwa beim Entstehen von Suchtkrankheiten der Fall ist, erklären die Forscher.