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Identifiziert: Der Schutzengel der Betrunkenen

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Identifiziert: Der Schutzengel der Betrunkenen
Etwas Alkohol im Blut kann die Überlebenschance nach Kopfverletzungen erhöhen. Das schließen US-Forscher aus einer Analyse der Daten von fast 40.000 Patienten. Demnach waren Hirnverletzungen weniger schwerwiegend, wenn die Patienten leicht alkoholisiert waren, und die Ärzte konnten sie zudem schneller aus der Intensivstation entlassen. Natürlich überwiegen die negativen Folgen des Alkoholkonsums, zum Beispiel das erhöhte Unfallrisiko im Straßenverkehr, bei weitem. Möglicherweise könnte jedoch eine Alkoholgabe bei schon verunfallten Patienten deren Überleben erhöhen, glauben die Forscher.

Fast 20 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle in Deutschland sind auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Abgesehen von dieser indirekten und anderen direkten negativen Folgen des Trinkens scheint die Substanz Ethanol aber auch positive Effekte auf den Stoffwechsel zu haben. Dazu gehört möglicherweise eine neuroprotektive Wirkung, legen nun die Studienergebnisse nahe. Sie zeigten nämlich eine erhöhte Überlebensrate nach Hirnverletzungen, wenn auch der Ethanolgehalt im Blut der Betroffenen erhöht war. Die Wissenschaftler stellten diesen Befund nach der Auswertung einer Datenbank mit Informationen und Statistiken zu rund 38.000 Fällen von mittleren bis schwerwiegenden Hirnverletzungen, die zum Teil mit Alkoholkonsum einhergingen.

Von den Patienten mit Hirnverletzungen waren fast 40 Prozent zum Zeitpunkt des Unfalles alkoholisiert gewesen. Im Vergleich zu denjenigen ohne erhöhten Ethanolgehalt im Blut handelte es sich dabei meist um jüngere Patienten. Sie wiesen weniger schwerwiegende Hirnverletzungen sowie niedrigere Werte auf der ?Glasgow Koma-Skala? auf. Diese Werte sind ein Indikator für die Schwere der Bewusstseinsstörung, welche nach einer Hirnverletzung zurückbleiben kann, und gewichtet Faktoren wie Augenöffnung, sprachliche und motorische Fähigkeiten. Allerdings hatte in der Gruppe der alkoholisierten Probanden auch ein größerer Anteil gleichzeitig illegale Drogen konsumiert als bei den nicht alkoholisierten Unfallopfern.

Obwohl Alkohol im Blut bekanntermaßen zu mehr Komplikationen bei Operationen oder ernsten Verletzungen führt, hatte er einen positiven Effekt auf die Hirnverletzungen der Patienten, schreiben die Forscher. Dies galt allerdings nur für niedrige Alkoholwerte. Zudem gilt zu bedenken, dass die Untersuchung auf Daten von Patienten beruht, die bereits im Krankenhaus waren. Wenn man einbeziehe, wie viele der Patienten erst durch Alkoholeinfluss in irgendeiner Form dort landeten, sehe die Bilanz wahrscheinlich anders aus, erklären die Wissenschaftler. Nichtsdestotrotz könnte Alkohol bei hirnverletzten Patienten eingesetzt werden, um die Nervenzellen zu schützen. Auf welche Weise genau der Alkohol seine positive Wirkung entfaltet, muss jedoch noch geklärt werden.

Ali Salim ( Cedars Sinai Medical Center in Los Angeles) et al.: Archives of Surgery, Bd. 144, S. 865 ddp/wissenschaft.de ? Martina Bisculm
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