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Verhungernde Räuber

Erde|Umwelt

Verhungernde Räuber
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Die Killerwale stehen zuobers in der Nahrungskette der Meere.
Manche Gruppen von Orcas haben sich so stark auf eine Beute spezialisiert, dass sie nicht mehr auf andere Beutetiere ausweichen, wenn diese Nahrungsquelle knapp wird. Das haben Forscher durch genetische Untersuchungen und Statistiken der Populationsentwicklung der sogenannten Killerwale herausgefunden. Diese setzten sie mit Daten des von einigen Gruppen bevorzugt gejagten Königslachses in Beziehung. Dabei zeigte sich ein Trend, der sich die vergangenen 25 Jahre zurückverfolgen lässt: Die Killerwalpopulationen folgen den Fluktuationen der Lachspopulationen.

Orcas leben in Schulen zusammen und teilen sich nach ihren Jagdgründen in drei Gruppen auf: in wandernde Killerwale, in sesshafte, die ständig vor bestimmten Küstenabschnitten jagen, sowie in sogenannte Offshore-Killerwale, die das offene Meer bewohnen. Die Forscher untersuchten zwei sesshafte Populationen mit Revieren vor Kanada und Nordamerika, die seit den 1970er Jahren überwacht werden. Die Wissenschaftler verglichen die Veränderungen der Walpopulationen mit denen ihrer bevorzugten Beute, dem Königslachs, und entdeckten, dass die Wale offenbar stärker von dieser Nahrungsquelle abhängig sind als bisher angenommen. Die Vorliebe der Orcas für den Lachs ist schon länger bekannt, aber Forscher gingen bisher davon aus, dass die Wale problemlos auf andere Beutetiere ausweichen können, wenn der Lachs knapp wird. Die neuen Ergebnisse zeigen, dass dies zumindest für die sesshaften Gruppen vor Kanada nicht der Fall ist.

Die Verhaltensweisen der Killerwale werden innerhalb der stabilen matriarchalischen Gruppen, in denen sie zusammenleben, weitergegeben. Die Bindung innerhalb einer Gruppe sei sehr eng, und genauso wie gruppeninterne Singmuster sei auch das Jagdverhalten ein Mechanismus, der eine Gruppe zusammenhalte, erklären die Forscher. Ein Nebeneffekt dieser Spezialisierung ist die hohe Abhängigkeit von einem kleinen Beutespektrum. Die Köngislachse sind durch Überfischung gefährdet und daher indirekt auch die Orcas, die letztlich an den Folgen der Nahrungsknappheit sterben können. Möglicherweise werde der Effekt noch durch das Umweltgift PCB verstärkt, das sich im Körper der Tiere anreichert, schließen die Forscher.

Orcas stehen zuoberst in der Nahrungskette und haben selbst so gut wie keine natürlichen Feinde mehr. Im Meer übernehmen diese Rolle Haie und Killerwale. Nicht umsonst heißen die schwarzweißen Wale mit wissenschaftlichem Namen Orcinus orca ? der Orkus ist in der griechischen Mythologie die Unterwelt. Aber obwohl die Orcas fast jeden anderen Meeresbewohner dorthin befördern können, reagieren sie sehr sensibel, wenn nur eine Schlüsselart wie der Königslachs seltener wird.

John Ford (Biologische Pazifikstation in Nanaimo (Kanada)) et al.: Biology Letters der Royal Society in London (doi: 10.1098/rsbl.2009.0468). ddp/wissenschaft.de – Martina Bisculm
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