Fleischfressende Pflanzen sind Meister der Sparsamkeit: Um eine ihrer Fliegenfallen wachsen zu lassen, benötigen sie zwar weniger Energie als für das Wachstum eines gewöhnlichen Blatts. Dennoch dauert es sehr lange, bis sie diesen Aufwand für das Hervorbringen einer Falle wieder erwirtschaftet haben. Das haben amerikanische Forscher bei einem Vergleich des Energiebedarfs von 15 verschiedenen fleischfressenden Pflanzen mit 267 gewöhnlichen Arten herausgefunden. Die Fallen lohnten sich für die Fleischfresser an nährstoffarmen Standorten wie Mooren, da sie dort das Fleisch der gefangenen Insekten als wichtiges Zubrot nutzen könnten, schreiben die Forscher.
Die Wissenschaftler hatten in ihrer Studie den Aufwand für das Wachstum von Pflanzenteilen wie Blättern, Wurzeln und Fallen zum Fangen von Fliegen analysiert und berechnet, wie viel Kohlenstoff und Energie die Pflanzen dafür aufbringen müssen. Dem setzten die Forscher den Energiegewinn durch das Verwerten der gefangenen Insekten entgegen und berechneten daraus die Amortisationszeit der Fliegenfallen. Eine entsprechende Kosten-Nutzen-Rechnung stellten sie auch für gewöhnliche Pflanzen auf, die ihre benötigte Energie ausschließlich durch Photosynthese erzeugen und alle Nährstoffe aus dem Boden beziehen.
Auch wenn der Aufwand für das Hervorbringen einer Falle geringer ist als die Kosten für ein gewöhnliches Blatt, dauert es für die Fleischfresser sehr lange, bis diese Investition durch den Fang von Fliegen wieder erwirtschaftet ist, errechneten die Wissenschaftler. An den häufig extrem nährstoffarmen Standorten, an denen Pflanzen wie die Venusfliegenfalle vorkommen, gehe die Rechnung jedoch langfristig durchaus auf.
Botaniker hatten lange Zeit gerätselt, warum es überhaupt fleischfressende Pflanzen gibt, da der Aufwand für das Hervorbringen der Fallen sehr groß im Verhältnis zum erwartenden Ertrag schien. Die Ergebnisse zeigten nun, dass die Fleischfresser zur Kategorie der genügsamen, nur auf lange Sicht erfolgreichen Pflanzen gehörten, erklären die Forscher.
Jim Karagatzides und Aaron Ellison (Harvard-Universität in Petersham): American Journal of Botany (Bd. 96, S. 1612). ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald