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Kristalle vom jungen Mond

Astronomie|Physik

Kristalle vom jungen Mond
Mit Hilfe von Aufnahmen der japanischen Raumsonde Kaguya konnten Forscher das Mineral Plagioklas auf dem Mond zweifelsfrei identifizieren und so genaue geologische Karten der Mondoberfläche erstellen. Fast 100 Prozent der Mondkruste enthalten demnach dieses Mineral, das zu den Feldspaten gehört. Bisher lagen die Schätzungen bei 80 bis 90 Prozent. Die Resultate liefern wertvolles Grundlagenmaterial für Modelle von geologischen Vorgängen in der Zeit kurz nach der Entstehung des Mondes. Bis heute ist nicht ganz klar, ob damals Meere aus flüssigem Magma die Mondoberfläche bedeckten. Die nun entdeckten Plagioklasvorkommen unterstützen diese These, da sie vermutlich bei der Abkühlung solcher Meere auskristallisiert sind.

Die Forscher machten sich eine Technik zunutze, bei der die Reflexion von Infrarotstrahlung an einer Oberfläche gemessen wird. Je nach Beschaffenheit der Fläche werden unterschiedliche Wellenlängen absorbiert und dementsprechend charakteristische Spektren reflektiert. So gelang den Wissenschaftlern eine sehr hohe Auflösung der Mondoberfläche, die sie mit bisherigen Methoden nicht erreicht hatten. Ihre Bilder bestanden aus Pixeln mit Seitenlängen zwischen 20 und 62 Metern. Mit herkömmlichen Teleskopen konnten die Plagioklasvorkommen nur auf 200 Meter und meist sogar lediglich auf mehrere Kilometer genau aufgelöst werden. So entdeckten die Forscher, dass das Mineral viel weiter verbreitet ist als bisher angenommen.

Die Forscher konnten nachweisen, dass plagioklashaltiges Gestein praktisch in allen Spitzen, Wänden, Erhebungen und Ringen der Mondgebirge vorkommt. In den Vertiefungen ist das Mineral seltener: Erst in Kratern ab einer bestimmten Tiefe enthält das Gestein Plagioklas. Die Forscher schließen daraus, dass zwischen etwa 3 und 30 Kilometern Tiefe der ganze Mond aus plagioklashaltigem Gestein besteht, das teilweise von anderen Gesteinsarten bedeckt ist.

Plagioklas auf dem Mond ist ein Bestandteil des Gesteins Anorthosit. Dieses findet sich auch auf der Erde, allerdings nicht in solcher Reinheit. Die Reinheit des Anorthosites auf dem Mond sei sehr auffällig, vor allem wenn man die Prozesse bedenke, die nötig seien, um solche Mengen des Gesteins hervorzubringen, erklären die Forscher.

Die reinsten Anorthositgesteine auf dem Mond bestehen zu rund 98 Prozent aus reinem Plagioklas, und nicht wie bisher angenommen nur aus 80 bis 90 Prozent. Die Forscher vermuten, dass die Gesteine aus einem riesigen Meer aus Magma auskristallisierten. Das würde für die Existenz dieses Meeres auf dem gerade entstandenen Mond sprechen.

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Makiko Ohtake (Japan Aerospace Exploration Agency in Kanagawa ) et al.: „Nature“ (Vol. 461, S. 236, doi: 10.1038/nature08317). ddp/wissenschaft.de ? Martina Bisculm
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