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Sturmwarnung für Titan

Astronomie|Physik

Sturmwarnung für Titan
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Die Raumsonde Huygens, die den Saturnmond Titan untersuchte. Bild: NASA, public domain
Mit riesigen Teleskopen haben US-Forscher erstmals die Bildung eines Sturms auf dem Saturnmond Titan beobachtet: Sie konnten mitverfolgen, wie sich die Wolken über den Himmelskörper ausbreiteten. Damit haben sie nun endlich eine Erklärung für die schon im Winter 2004 entdeckten Fluss- und Kanalsysteme, die die Oberfläche des Saturnmondes durchziehen. Diese erinnern an Formationen auf der Erde, blieben den Forschern aber ein Rätsel, da sie in der äquatorialen Region des Mondes liegen, wo sich keine Spuren von Wolkenbildung fanden. Die neuen Bilder legen die Hypothese nahe, dass Wolken woanders gebildet und über riesige Distanzen zum Äquator transportiert werden.

Titan umkreist den Planeten Saturn, sein Jahr dauert 30 Erdenjahre und seine Oberflächentemperatur liegt bei minus 180 Grad Celsius. Dennoch wird er immer wieder mit der Erde verglichen, weil er eine Atmosphäre besitzt, die größtenteils aus Stickstoff besteht. Zudem weist er erdähnliche geologische Formationen wie Bergketten oder Dünen auf, und es gibt ein Wettergeschehen auf dem Saturnmond. Was der Erde das Wasser ist, ist dem Titan allerdings der Kohlenwasserstoff Methan. Er schwebt gasförmig in der Atmosphäre, kondensiert, fällt als Regen und bildet Flüsse und Seen. Aufgrund der unterschiedlichen Temperaturverhältnisse ist das Methan mitunter flüssig, Wasser dagegen kommt nur als Eis vor. Das Wetter auf Titan ist für Astronomen sehr aufschlussreich, da er und die Erde die einzigen bekannten Himmelskörper sind, auf denen sich derartige Phänomene abspielen.

Titan steht unter ständiger Beobachtung von kleineren Teleskopen. Wird etwas Auffälliges registriert, peilen ihn auch die größeren ? und teureren ? wie das Gemini-Teleskop auf dem Mauna Loa in Hawaii an. Emily Schaller, Erstautorin der Studie, glaubte erst an einen schlechten Witz, als sie nach zweijähriger Beobachtung für ihre Doktorarbeit, in der nichts Besonderes registriert wurde, einen Blick in ihr Teleskop warf: Es hatten sich riesige Wolken gebildet. In der Folge wurde der Mond über einige Wochen vom Gemini unter die Lupe genommen. Die Wolken lagen über dem Bereich, der auf der Erde den Tropen entspricht und entließen Wolkenfetzen, die sich über die Atmosphäre zum Südpol und von dort auch zum Äquator ausbreiteten. Damit ist geklärt, wie in diesen Gebieten geologische Formationen entstanden sind, die sehr an diejenigen erinnern, die bei uns von flüssigem Wasser gebildet werden, so die Forscher.

Die über den Planeten verfrachteten Wolken wirkten in den anderen Regionen als Kondensationspunkte für die Bildung neuer Wolken. Dies sei, als ob ein riesiger Sturm über Südafrika nur Tage später Wolkenbildung über der Antarktis und Indonesien verursache, erklärt Schaller. Ein derartiges Phänomen wurde bisher als Erklärung für die Oberflächenstruktur der Titan-Äquatorregion nicht in Betracht gezogen. Diese weist zwar Bodenformationen auf, die von einer Flüssigkeit verursacht worden sein müssen, zählt selbst aber zu den trockensten Gebieten des Mondes.

Emily Schaller (Universität von Arizona, Tucson) et al.: Nature, Bd. 460, S. 873 ddp/wissenschaft.de ? Martina Bisculm
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