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Grippe mit Nebenwirkungen

Erde|Umwelt

Grippe mit Nebenwirkungen
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Der Erreger der Vogelgripper: das Virus H5N1. Bild: Cynthia Goldsmith/ Jackie Katz, Wikipedia
Bestimmte Grippeviren können lange, nachdem die Infektion abgeklungen ist, zu ernsthaften neurologischen Schäden führen. Das schließen Forscher aus einer Studie mit Mäusen, die sie mit Vogelgrippeviren vom Typ H5N1 infiziert und über einen längeren Zeitraum beobachtet hatten. Zwar bekämpfte das Immunsystem der Mäuse die Viren erfolgreich, Nerven- und Gehirnzellen der erkrankten Tiere wiesen jedoch noch lange nach der akuten Infektion Veränderungen auf, die charakteristisch für Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson sind. Möglicherweise passiert etwas Ähnliches auch beim Menschen, spekulieren die Forscher ? nur zeigen sich die Symptome dort oft erst so spät nach der Grippe, dass sie nicht mehr direkt damit in Verbindung gebracht werden.

Momentan steht zwar der Erreger der sogenannten Schweinegrippe, H1N1, im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Es gibt aber noch andere verwandte Viren, die den Pandemie-Experten Sorgen bereiten, da sie das Potenzial haben, eine weltweite Infektionswelle auszulösen. Einer davon ist der schon fast in Vergessenheit geratene Vogelgrippe-Erreger H5N1, mit dem seit 2003 immer wieder Menschen vor allem in Asien infiziert wurden. Das Vogelgrippevirus ist nicht so ansteckend wie die Schweinegrippe, dafür umso gefährlicher: Die Todesrate beträgt 61 Prozent, während die Schweinegrippe mit rund einem halben Prozent Todesrate meist glimpflich ausgeht.

Bereits seit längerem vermuten Forscher, dass die Grippe-Viren neben den typischen Symptomen einer Influenza auch langfristige Auswirkungen auf den Organismus haben können. So existieren seit dem Mittelalter Überlieferungen, wonach Grippepatienten neuronale Symptome wie Zittern, Koordinationsstörungen oder verlangsamte Bewegungsabläufe zeigen. Viele entsprechende Berichte finden sich auch über die Pandemie der spanischen Grippe von 1918. Nun infizierten Jang und seine Kollegen Mäuse systematisch mit einem verwandten Virus ? dem Vogelgrippe-Erreger H5N1. Sie beobachteten die Ausbreitung der Viren im Nervensystem sowie die Langzeitwirkungen der Krankheit.

Die Viren breiten sich via Verdauungssystem und Rückenmark über den Hirnsstamm im gesamten Zentralnervensystem aus. Sie gelangen also auch ins Gehirn, wo sie offenbar schwerwiegende Schäden anrichten können. Die Forscher fanden typische Anzeichen für Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson im Nervensystem der infizierten Mäuse: abnormale und verklumpte Proteine. Außerdem war das Immunsystem noch lange, nachdem die eigentliche Grippe schon abgeklungen war, aktiv, was zu chronischen Entzündungen führte. Auch dies ist typisch für die beiden Gehirnerkrankungen. Die Forscher stellten nach diesem Befund eine Hypothese auf, wonach Alzheimer und Parkinson durch ein von ihnen „Fahrerflucht-Mechanismus“ genanntes Prinzip entstehen: Die Viren befallen einen Organismus und lösen eine Krankheit aus, die sich erst bemerkbar macht, wenn die Infektion selbst schon lange abgeklungen ist. Viren könnten daher ein wichtiger, bisher übersehener Risikofaktor für das Entstehen von neurodegenerativen Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer sein, so das Fazit der Forscher.

Haeman Jang (Universität von Tennessee in Memphis) et al.: PNAS, doi:10.1073/pnas.0900096106. ddp/wissenschaft.de ? Martina Bisculm
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