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Kleber mit Kippschalter

Erde|Umwelt

Kleber mit Kippschalter
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Geckos schalten das Superhaftsystem an ihren Füßen nur bei Bedarf ein, hat ein Forscherduo gezeigt. Ausschlaggebend ist dabei jedoch überraschenderweise nicht, wie rutschig der Untergrund ist, sondern ausschließlich, wie stark er geneigt ist: Beträgt der Neigungswinkel mehr als zehn Grad, setzen die Tiere ihre Füße so auf, dass die vielen kleinen Härchen an ihren Zehen optimalen Kontakt zur Oberfläche haben und dadurch haften bleiben. Ist der Untergrund hingegen flach, bleibt das Haftsystem ausgeschaltet ? selbst wenn der Boden so glatt ist, dass die Tiere ständig wegrutschen. Das Prinzip sei vergleichbar mit einem Formel-1-Wagen, der zwischen den glatten Slicks und den besser haftenden Regenreifen wechselt, erläutern Anthony Russell von der Universität in Calgary und sein Kollege Timothy Higham von der Universität in Clemson: Die Regenreifen greifen zwar gut, verlangsamen die Fahrt jedoch gleichzeitig.

Die Forscher ließen insgesamt 11 Geckos über ein Brett laufen, das entweder mit einer Acrylglasplatte oder mit Schmirgelpapier bedeckt war. Sechs der Tiere waren Mauergeckos, deren Füße mit einem Haftsystem ausgestattet sind und die problemlos senkrechte glatte Wände hochlaufen können. Die anderen fünf waren junge Leopardengeckos, die nicht über klebrige Füße verfügen und die im Versuch ausschließlich zur Kontrolle dienten. Für die Tests legten die Forscher das Brett flach auf den Boden oder kippten es um zehn und um dreißig Grad.

Obwohl die Geckos bei der glatten Kunststoffplatte große Probleme mit dem Laufen hatten, benutzten sie ihr Haftsystem nicht. Kippten die Forscher das Brett jedoch um zehn Grad, entschieden sich drei der sechs Mauergeckos, nun doch ihr Anti-Rutsch-System zu verwenden ? sowohl auf der rauen als auch auf der glatten Oberfläche. Auf dem Schmirgelpapier ging das allerdings zu Lasten der Geschwindigkeit: Die Tiere waren nur noch gut halb so schnell wie auf dem flachliegenden rauen Brett, während ihre drei Artgenossen, die sich gegen das Haftsystem entschieden hatten, immerhin noch 81 Prozent ihrer vorherigen Geschwindigkeit erreichten. Anders sah es jedoch auf der Kunststoffoberfläche aus: Hier profitierten die Geckos deutlich von ihrem Haftsystem ? sie vermieden die Rutschpartie und waren so um ein Drittel schneller als auf der flachliegenden Acrylplatte. Kippten die Wissenschaftler das Brett stärker, benutzten alle sechs Tiere ihr Anti-Rutsch-System.

Der Winkel ist demnach der entscheidende Faktor, schließen die Forscher: Sobald er einen Schwellenwert überschreitet, der vermutlich irgendwo in der Größenordnung von zehn Grad liegt, nehmen die Geckos offenbar Gravitationseffekte durch die Veränderung ihrer Körperhaltung wahr und reagieren darauf mit einer Veränderung ihrer Fußstellung. Dadurch kommen die Härchen an ihren Zehen besser mit der Oberfläche in Kontakt und können so intensiver mit den Oberflächenmolekülen wechselwirken. Der Preis, den die Geckos dafür zahlen, ist allerdings eine verringerte Geschwindigkeit.

ddp/wde ? Ilka Lehnen-Beyel

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Anthony Russell (Universität in Calgary) und Timothy Higham (Universität in Clemson): Proceedings of the Royal Society B, doi: 10.1098/rspb.2009.0946 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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