Zwischen der menschlichen Sprache und den Bewegungsmustern von Delfinen, die nahe der Wasseroberfläche ihre eleganten Sprünge und Drehungen vollführen, gibt es Gemeinsamkeiten: Bewegung und Sprache gehorchen dem Prinzip, nachdem ein Muster umso häufiger eingesetzt wird, je simpler es ist. Das haben Ramón Ferrer i Cancho von der Polytechnischen Universität von Katalonien in Barcelona und David Lusseau von der Universität von Aberdeen in Schottland in einer Analyse gezeigt.
In der menschlichen Sprache gilt das nach dem amerikanischen Linguisten George Kingsley Zipf benannte sogenannte Zipf’sche Gesetz: Demnach gibt es einen Zusammenhang zwischen der Länge eines Wortes und seiner Häufigkeit. So kommen kurze Wörter in nahezu allen Texten sehr viel häufiger vor als Wörter, die aus vielen Silben bestehen. Dieses Prinzip ist aus der Notwendigkeit einer möglichst effizienten Nutzung von Sprache heraus entstanden, glauben Linguisten.
Die Wurzeln dieses Prinzips könnten jedoch viel tiefer liegen, vermuten nun die beiden Forscher: Bereits die Bewegungsmuster von Delfinen gehorchen dieser Regel, konnten sie bei ihrer Auswertung nachweisen. Sie beobachteten dazu das Verhalten von Großen Tümmlern, die sich nahe an der Wasseroberfläche aufhielten und dabei ein Repertoire von rund 30 spezifischen Bewegungsmustern zeigten. Diese Figuren setzen sich aus mehreren Grundfiguren zusammen, die wie einzelne Buchstaben zu einem Wort kombiniert werden. Die Bewegungen bestehen dabei aus Kombinationen von bis zu vier solchen Grundmustern.
Die Häufigkeit der einzelnen Bewegungsmuster gehorcht dabei dem Zipf’schen Gesetz, konnten die Wissenschaftler nachweisen: Je einfacher ein Bewegungsmuster war, desto häufiger kam es bei den Bewegungen der Delfine vor. Die Forscher glauben, dass es sich dabei um ein grundlegendes Prinzip vieler biologischen Systeme handelt, das sich bis auf die menschliche Sprache ausgedehnt hat.
Ramón Ferrer i Cancho (Polytechnische Universität von Katalonien in Barcelona) und David Lusseau (Universität von Aberdeen in Schottland): Universität von Barcelona ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald