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Wo das absolute Gehör wohnt

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Wo das absolute Gehör wohnt
Wenn die Mutter das absolute Gehör hat, so hat es ihre Tochter mit großer Wahrscheinlichkeit auch: Amerikanische Forscher haben jetzt konkrete Hinweise darauf gefunden, dass diese seltene Fähigkeit vererbt wird. Nur ungefähr jeder tausendste Deutsche hat das absolute Gehör und kann Töne sofort und ohne Vergleichston erkennen und benennen. Bisher vermuteten Wissenschaftler zwar, dass neben Umweltfaktoren die Gene das absolute Gehör bestimmen, Beweise fehlten aber. Elizabeth Theusch von der University of California in San Francisco und ihre Kollegen haben nun jedoch auf dem menschlichen Chromosom Nummer acht eine Region identifiziert, die mit dem absoluten Gehör in Verbindung stehen könnte und sind damit einen Schritt weiter in der Identifizierung von Genen, die zu dieser besonderen Fähigkeit beitragen.

Die Studie von Elizabeth Theusch und ihrem Team ist Teil einer größeren Untersuchung, an der Familien verschiedener Herkunft ? Europäer, Juden, Indianer und Ostasiaten ? beteiligt sind. Von mehr als 10.000 einzelnen Familienmitgliedern wurde bisher ermittelt, wie musisch gebildet sie waren und ob sie das absolute Gehör hatten. Bei den meisten Teilnehmern war die Fähigkeit zum absoluten Gehör entweder ganz vorhanden oder gar nicht: Entweder konnten sie Töne perfekt erkennen oder die meisten ihrer Versuche schlugen total fehl. Wenn Gene nicht zur Entstehung des absoluten Gehörs beitragen würden, wären die Ergebnisse breiter gestreut, vermuteten die Wissenschaftler.

Aus den vorhandenen Daten ermittelten sie nun Familien, in denen mindestens zwei Mitglieder das absolute Gehör hatten. Eltern-Kind-Paare waren von der Untersuchung ausgeschlossen. Insgesamt waren an der Studie 45 Familien europäischen, 19 asiatischen, 8 jüdischen und 1 indianischen Ursprungs beteiligt. Alles in allem untersuchten die Forscher 6.090 verschiedene Genregionen aus DNA-Proben der Teilnehmer und testeten, ob diese bei Familienmitgliedern mit dem absoluten Gehör übereinstimmten. Die stärkste Übereinstimmung fanden die Forscher in einer Region auf Chromosom acht ? jedoch nur bei Familien mit europäischem Ursprung. Der genetische Ursprung des absoluten Gehörs scheint sich demnach bei verschiedenen Völkern zu unterscheiden, schließen die Wissenschaftler daraus. In einem nächsten Schritt wollen Theusch und ihre Kollegen jetzt die konkreten Gene bestimmen, die für die Entwicklung des absoluten Gehörs, zumindest bei Europäern, notwendig sind.

Interessanterweise scheinen Kinder in bestimmten Situationen Töne mit dem absoluten Gehör wahrzunehmen, ohne Vergleichstöne zu verwenden. Diese Tatsache könnte darauf hinweisen, dass alle Menschen mit einem absoluten Gehör geboren werden, es jedoch mit dem Erwachsenwerden verlieren. Möglicherweise tragen genetische Faktoren auf Chromosom acht dazu bei, dass diese frühe Fähigkeit erhalten bleibt, bis die Kinder beginnen, ein Instrument zu spielen, und manifestiert sich dann für immer, folgern die Forscher aus den Ergebnissen.

Elizabeth Theusch (University of California in San Francisco) et al.: American Journal of Human Genetics, doi:10.1016/j.ajhg.2009.06.010 ddp/wissenschaft.de ? Stefanie Strauch
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