Die Forscher um Ricarda Scheiner aus Berlin wollten nun wissen, ob es das biologische Alter der futtersuchenden Bienen ist, die sie weniger lernfähig macht, oder ob es an der Aufgabe liegt, die sie zu erfüllen haben. Für ihre Tests verwendeten die Wissenschaftler künstlich gebildete Kolonien von etwa 2.000 Tieren gleichen Alters, die aber dennoch eine Arbeitsteilung zeigen. Mit Hilfe eines einfachen Versuchs testeten sie dann das Lernvermögen der Bienen: Eine Biene musste mit auf einen bestimmten Reiz hin ihren Rüssel ausstrecken und wurde mit einem Tropfen Zuckerwasser belohnt. Tatsächlich brauchten die futtersuchenden Tiere dabei länger, um das Prinzip zu verstehen, als ihre Artgenossinnen, die sich im Stock um die Brut kümmerten. Wurden die Sammler-Bienen allerdings gezwungen, wieder im Inneren des Stocks zu arbeiten, verbesserten sich auch ihre Ergebnisse im Rüsseltest wieder. Es scheint also wirklich die soziale Rolle und nicht das biologische Alter zu sein, die die Schlüsselrolle beim Lernen spielt.
Laut Scheiner bieten Bienen eine einzigartige Möglichkeit, die soziale Rolle vom biologischen Alter getrennt zu untersuchen. Von ihnen könne zudem viel über soziale Gesellschaften gelernt werden. Die Wissenschaftler wollen ihr Bienenmodell in Zukunft auch benutzen, um allgemeine Alterungsprozesse im Gehirn zu untersuchen und so eventuell Mechanismen zu finden, mit denen einige davon verlangsamt oder sogar unterdrückt werden können. Ob sich irgendwann nicht nur das Hirn von Bienen, sondern auch das von Menschen verjüngen lässt, lassen die Ergebnisse allerdings noch völlig offen.