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Die Hammer-Hand

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Die Hammer-Hand
Für das Gehirn wird der Hammer beim Einschlagen eines Nagels vorübergehend zu einem Körperteil, haben Forscher jetzt gezeigt. Schon nach einigen wenigen Minuten ist das Werkzeug so fest in das interne Bild des Körpers integriert, dass sich die Bewegungen des Arms messbar verändern ? ein Effekt, der noch bis zu 15 Minuten nach dem Ablegen des Werkzeugs nachgewiesen werden kann. Genau diese Flexibilität des Körperbildes ist es vermutlich, die es dem Menschen erst ermöglicht, Werkzeuge so geschickt zu handhaben, schreiben Lucilla Cardinali vom Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) im französischen Bron und ihre Kollegen.

Die These, ein Werkzeug werde vom Gehirn wie ein Körperteil behandelt, existiert zwar schon seit fast einem Jahrhundert, einen direkten Nachweis dafür gab es laut der Forscher bislang allerdings nicht. Aus diesem Grund entwarfen sie eine Reihe von Experimenten, in denen sie insgesamt 61 Freiwillige mit und ohne einen mechanischen Greifer verschiedene Aktionen ausführen ließen. Die Idee dahinter: Sollte das Gehirn den Greifer tatsächlich in das Körperschema integrieren und somit als Körperteil betrachten, müssten sich auch die mechanischen Eigenschaften des benutzten Arms für das Gehirn verändern, was sich wiederum in der Ausführung von Bewegungen widerspiegeln sollte.

Diese Vermutung bestätigte sich: Hatten die Probanden zuvor mit dem Greifer ein kleines Metallkästchen hochgehoben und wieder abgelegt, bewegten sie anschließend auch ihren „nackten“ Arm langsamer und in einem anderen Winkel als zuvor. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie ebenfalls nach etwas greifen oder aber auf einen bestimmten Punkt zeigen sollten. Der Effekt hielt mindestens eine Viertelstunde nach dem Ablegen des Greifers an, vermutlich sogar noch länger, was jedoch in der Studie nicht getestet worden sei, so die Forscher.

Interessanterweise war es vor allem die Bewegung hin zum Objekt, die sich nach dem Werkzeuggebrauch veränderte ? die eigentliche Greifbewegung war vollkommen identisch. Offenbar verlängert das Gehirn demnach beim Inkorporieren des Greifers ins Körperbild geistig den Arm und steuert ihn auch entsprechend. Das zeigte sich auch daran, dass die Probanden zwischen Berührungen an Ellenbogen und Handgelenk nach dem Benutzen des Greifers eine größere Distanz spürten als vorher. Die Integration des Werkzeugs verändert also die Darstellung einer ganz fundamentalen Eigenschaft ? der Körperform ? im Gehirn, schlussfolgern die Wissenschaftler. „Diese Fähigkeit unserer Körperrepräsentation, sich funktionell so anzupassen, dass sie Werkzeuge eingliedert, ist unserer Ansicht nach die fundamentale Basis von komplexem Werkzeuggebrauch“, kommentieren sie.

Lucilla Cardinali (Institut für Gesundheit und medizinische Forschung in Bron) et al.: Current Biology, Bd. 19, S. 12 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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