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Erschreckende Strategie

Erde|Umwelt

Erschreckende Strategie
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Schlangen erschrecken ihre Beute, so dass sie ihnen direkt ins Maul schwimmt. Bild: Kenneth Catania
Schlangen hypnotisieren ihre Beute nicht etwa ? sie erschrecken sie vielmehr. Das gilt zumindest für eine Wasserschlange aus Südostasien, die eine besonders ausgeklügelte Jagdstrategie entwickelt hat: Sie gaukelt ihren Beutefischen erst vor, sie würden von einer bestimmten Seite angegriffen, und platziert ihr Maul dann genau dort, wohin die erschreckten Tiere fliehen wollen.

Wenn die Wasserschlange zu jagen beginnt, formt sie ihren Körper zu einem ?J?, mit dem Kopf am unteren Ende des J. Sie bleibt dann reglos, bis ein Fisch zwischen Kopf und Körper schwimmt. In diesem Moment schlägt die Schlange zu und der Fisch hat kaum mehr eine Chance, zu entkommen. Die Bewegungen sind extrem schnell ? nur ein paar Millisekunden ? und für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar. Der bekannte Biologe Ken Catania hat die Bewegungen deshalb mit einer High-Speed-Kamera aufgenommen und in Zeitlupe analysiert.

Bei vielen Fischen wird die Fluchtreaktion von zwei spezialisierten Zellen im Gehirn ausgelöst. Die Nervenfaser auf der Seite, von der sich ein Feind nähert, nimmt Wellenbewegungen im Wasser wahr und leitet sie an Muskeln weiter, die den Körper zu einem ?C? beugen, so dass der Fisch möglichst schnell vom Feind weg fliehen kann. Die Fluchtreaktion wird deshalb auch C-Start genannt. Die Schlange nutzt diesen Mechanismus aus, indem sie Wellenbewegungen auf der falschen Seite auslöst: Der Fisch beugt sich in Richtung Schlangenkopf und schwimmt der Schlange sozusagen direkt ins Maul. In 120 Versuchen mit vier Schlangen bewegten sich die Fische zu 78 Prozent zum Kopf der Schlange hin ? und nicht weg von ihm ? und waren damit sichere Beute.

Noch etwas Bemerkenswertes hat Catania in seiner Studie beobachtet: Wenn die Schlange zuschlägt, ignoriert sie die Bewegungen der Fische. Sie betrachtet nur die anfängliche Position des Fischs und bewegt ihren Kopf dann in die Richtung, wo sie die Beute nach dem Fluchtversuch vermutet. Der beste Beweis dafür seien missglückte Jagdversuche, denn Fische, die nicht mit einem C-Start reagierten, entgegen ihren Reflexen also, würden von der Schlange meist nicht erwischt, berichtet Catania.

Kenneth Catania (Vanderbilt-Universität in Nashville) et al.: Proceedings of the National Academy of Sciences, doi:10.1073/pnas.0905183106 ddp/wissenschaft.de ? Stefanie Strauch
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