Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Langer Schlaf im Eis

Erde|Umwelt

Langer Schlaf im Eis
herminiimonasglaciei.jpg
Das neu entdeckte Bakterium Herminiimonas glaciei wurde nach über 120.000 Jahren im Eis wieder zum Leben erweckt. Foto: Jennifer Loveland-Curtze, Pennsylvania State University in Park
US-Forschern ist es gelungen, ein Bakterium nach 120.000 Jahren Kälteschlaf in einer drei Kilometer tiefen Eisschicht in Grönland wieder zum Leben zu erwecken. Herminiimonas glaciei, so heißt das bisher unbekannte Bakterium, ist einer von nur fünf bekannten Vertretern der Gattung Herminiimonas, einer Gruppe von Mikroorganismen, die in Mineral- und Quellwasser lebt. Herminiimonas glaciei ist bisher die einzige Art dieser Gattung, die im grönländischen Eis gefunden wurde. Durch sein Überleben unter diesen harschen, kalten Bedingungen könnte das Bakterium Aufschluss über die Existenz von Leben auf anderen Planeten geben, glaubt Studienleiterin Jennifer Loveland-Curtze.

Die Forscher brauchten viel Geduld, bis sie Kolonien des pink-braunen Bakteriums zu Gesicht bekamen. Mittels eines Filters für extrem kleine Partikel isolierten sie das winzige Lebewesen aus einer Eisprobe aus 3.042 Metern Tiefe und ließen es bei zwei Grad Celsius sieben Monate lang wachsen. Nach weiteren viereinhalb Monaten hatten sich einige Bakterienkulturen erholt und bildeten dünne und bewegliche Stäbchen. Die Mikroorganismen waren extrem klein, kleiner als viele Viren und etwa 10 bis 50 Mal kleiner als Escherichia coli, ein Bakterium aus dem Darm des Menschen.

Möglicherweise ist es gerade seine Größe, die das Kleinstlebewesen solange im Eis überleben ließ, sagt Loveland-Curtze. Sie nimmt an, dass Herminiimonas glaciei in feinsten Wasseradern zwischen Eiskristallen gelebt hat. Seine Geißeln hätten ihm möglicherweise geholfen, sich in den Wasseradern fortzubewegen und Nahrung zu finden. Im Schnee sind auch Überreste von Pilz- oder Pflanzensporen, anderen Bakterienzellen, Staub und Mineralien eingeschlossen, von denen sich Herminiimonas glaciei ernährt haben könnte. Durch seine geringe Größe konnte das Bakterium möglicherweise einen Platz besetzen, für den die meisten anderen Lebewesen zu groß gewesen wären.

Die Wissenschaftler mutmaßen, dass ähnliche Mikroorganismen im Eis auf anderen Planeten als der Erde entstanden sein könnten, wie beispielsweise im Eis an den Polen auf dem Mars oder einem eisbedeckten Ozean auf Europa, einem Jupitermond. Die Ergebnisse dieser Studie könnten zudem Aufschlüsse geben darüber, wie Zellen unter diesen extrem rauen Bedingungen ? Temperaturen bis minus 56 Grad Celsius, wenig Sauerstoff, wenig Nährstoffe, hoher Druck und begrenzter Platz ? überleben oder gar wachsen sollen. Und noch etwas macht Herminiimonas glaciei für die Forschung interessant: Das über 100.000 Jahre völlig isolierte Bakterium ist gegen einen Großteil der herkömmlichen Antibiotika resistent ? warum, wissen die Forscher bislang nicht.

Jennifer Loveland-Curtze (Pennsylvania State University in Park) et al.: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology, doi: 10.1099/ijs.0.001685-0 ddp/wissenschaft.de ? Stefanie Strauch
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Opos|sum  〈n. 15〉 1 〈Zool.〉 baumbewohnende Beutelratte mit langem Greifschwanz: Didelphys virginiana 2 deren Fell (amerikanisches ~) … mehr

♦ Par|al|lel|schal|tung  〈f. 20; El.〉 Schaltung mehrerer elektr. Widerstände, Kondensatoren od. Stromquellen in der Weise, dass jedes Schaltelement an die gleiche Spannung angeschlossen ist; Sy Nebeneinanderschaltung … mehr

Ste|ro|i|de  〈Pl.〉 biologisch bedeutende Klasse von chem. Verbindungen, deren Grundgerüst aus vier kondensierten Ringen besteht (z. B. die Hormone) [<grch. stereos … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige