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Kitzlige Verwandtschaft

Geschichte|Archäologie

Kitzlige Verwandtschaft
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Wenn junge Schimpansen gekitzelt werden geben sie ähnliche Laute von sich wie kleine Menschenkinder.
Wenn junge Menschenaffen gekitzelt werden, geben sie Geräusche ähnlich wie kleine Menschenkinder von sich. Sie johlen, brüllen und scheinen damit dieselben Emotionen zu zeigen wie Menschen. Genau dies sei auch der Fall, sagen britische Forscher jetzt: Sie vermuten den evolutionären Ursprung des Lachens vor mindestens zehn Millionen Jahren, als sich die Abstammungslinie der kleinen Menschenaffen von der der großen abzuspalten begannen, aus denen sich später auch der Mensch entwickelte.

Für ihre Studie machten die Forscher akustische Aufnahmen von jungen Orang-Utans, Schimpansen, Gorillas, Bonobos sowie kleinen Kindern und verglichen diese Hörproben. Es ging dabei um die typischen Geräusche, die sowohl Menschenaffen als auch Menschen machen, wenn man sie kitzelt. Aus diesen Daten entwickelten die Forscher eine Art akustischen Stammbaum. Dieser spiegelte tatsächlich die bekannte und etablierte genetische Verwandtschaft zwischen den fünf Menschenaffenarten wider. Dem Menschen am nächsten sind der Bonobo und die Schimpansen ? am weitesten entfernt ist der Orang-Utan. Den Forschern zufolge stützen die Ergebnisse die These, dass es bei Menschen und Primaten einen gemeinsamen Ursprung des Lachens gibt und sich diese Gefühlsäußerung mit der Evolution dieser Arten entwickelt hat.

Einige Ergebnisse brachten die Forscher auch zum Staunen. So war etwa bisher nur von Menschen bekannt, dass sie während des Sprechens oder Lachens das Ausatmen verlängern können. Die Daten belegen nun jedoch, dass auch Gorillas und Bonobos dazu fähig sind: Ihre Ausatmung verlängerte sich bis zu vierfach im Vergleich zum normalen Atemzyklus. In der Lautäußerung fanden die Forscher hingegen Unterschiede zwischen Menschen und Menschenaffen. Beispielsweise lachen Menschen, wenn sie ausatmen ? Schimpansen lachen sowohl beim Aus- als auch beim Einatmen. Trotz dieser Unterschiede folgern die Forscher, dass die akustischen Veränderungen im Lauf der Evolution auf Variationen eines gemeinsam vererbten Merkmals und nicht auf eine Neuerfindung zurückzuführen sind.

Mit der Analyse der akustischen Daten konnten die Forscher zeigen, dass das Lachen sich in der Entstehungsgeschichte der großen Menschenaffen schrittweise entwickelt hat. Neben den akustischen Daten der großen Menschenaffen untersuchten sie auch die Hörproben eines Siamang-Affen, einem Nachfahren des letzten gemeinsamen Vorfahrens von Menschen und den großen Menschenaffen. Im Gegensatz zu diesen zeigt der Siamang längere und langsamere Rufe. Seine Lautäußerungen haben jedoch große Ähnlichkeit mit denen von Orang-Utans. Die Ursprünge menschlichen Lachens liegen also möglicherweise mehr als zehn Millionen Jahre zurück ? dem Zeitpunkt, als sich die großen von den kleinen Menschenaffen abzuspalten begannen.

Marina Davila Ross (Psychology Department, University of Portsmouth) et al.: Current Biology, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1016/j.cub.2009.05.028 ddp/wissenschaft.de ? Stefanie Strauch
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