Jungen und Männer sind nicht von Natur aus besser in Mathematik als Mädchen und Frauen ? die Unterschiede sind einzig soziokulturell begründet, haben zwei amerikanische Wissenschaftlerinnen nachgewiesen. Sie haben dabei auch beobachtet, dass Mädchen in den USA in dem Fach mittlerweile in allen Altersstufen genauso gut abschneiden wie Jungen. Auch bei den mathematisch Hochbegabten, bei denen die Männer immer vorherrschend waren, holen die Frauen langsam auf, berichten Janet Hyde und Janet Mertz von der Universität von Wisconsin in Madison.
Die Forscherinnen gingen in ihrer Studie unter anderem den Fragen nach: Existieren geschlechtsspezifische Unterschiede in mathematischen Fähigkeiten? Und: Gibt es solche Unterschiede bei den mathematisch Hochbegabten? Vor zwei Jahrzenten schnitten Jungen in Mathematiktests noch deutlich besser ab als Mädchen, weil Mädchen weniger Mathematikkurse in der Schule besuchten, begründen die Wissenschaftlerinnen diesen Unterschied. Denn mittlerweile belegen beide Geschlechter ähnlich viele Kurse und auch in der Leistung ist kein Unterschied mehr festzustellen.
Der Blick auf die Talentiertesten zeigte zunächst, dass unter denjenigen, die in Mathematik besser als 99 Prozent der Bevölkerung in den USA sind, tatsächlich mehr Männer als Frauen sind. Dies galt jedoch nicht für alle ethnischen Gruppen: Bei den amerikanischen Asiaten schnitten die Frauen besser ab. Auch die PISA-Studie zeigte für Länder wie Island, Thailand und Großbritannien, dass sich unter den in Mathematik besten ein Prozent mindestens genauso viele Mädchen wie Jungen befinden.
Diese mehrere Länder und Ethnien übergreifenden Daten zeigten: Nicht die Gene sind dafür verantwortlich, dass mehr Jungen und Männer mathematisch begabt sind, erklären die Forscherinnen. Vielmehr verursache die unterschiedliche Ausbildung und Förderung von Jungen und Mädchen eine geschlechtsspezifische Differenz. Die Forscherinnen vermuten, dass in Zukunft auch bei den hochbegabten Mathematikern die Frauen die Männer einholen könnten.
Janet Hyde und Janet Mertz (Universität von Wisconsin, Madison): PNAS, Bd. 106, S. 8801, doi: 10.1073/pnas.0901265106 ddp/wissenschaft.de ? Bele Boeddinghaus