Im Nordwesten Chinas sind Wissenschaftler auf über 200 fossile Eier und Knochen von der Flugsaurierart Hamipterus tianshanensis gestoßen. Der Fund ist eine Sensation, denn bisher wurden nur eine Handvoll Flugsaurier-Eier entdeckt – das erste 2004. Besonders ist auch, dass die Knochen von unterschiedlich alten Individuen stammen und dass in 16 Eiern die Reste von Embryos gefunden wurden. Xiaolin Wang und Shunxing Jiang vom Institute of Vertebrate Paleontology and Paleoanthropology in Peking, die die Fossilien ausgegraben haben, und Alexander Kellner vom National Museum der Federal University of Rio de Janeiro, der bei der Analyse geholfen hat, ziehen aus ihrem Fund zwei Schlüsse: Hamipterus tianshanensis lebte in größeren Kolonien und die Jungtiere waren auf elterliche Fürsorge angewiesen.
Knochen, Knorpel, Kontroversen
In einem besonders gut erhaltenen Ei entdeckte Kellner, dass die hinteren Extremitäten des Embryos stärker entwickelt waren als die vorderen, und dass ein Großteil seines Knorpels noch nicht verknöchert war. „Das lässt darauf schließen, dass die Flugsaurierjunge nach dem Schlüpfen laufen, aber noch nicht fliegen konnten.“ Außerdem waren die Embryos – anders als andere Dinosaurier-Embryos – zahnlos. Beide Erkenntnisse deuten laut Kellner darauf hin, dass die Nachkommen von Hamipterus tianshanensis noch nicht selbstständig jagen konnten und von älteren Tieren gefüttert werden mussten.
Diese Schlussfolgerungen befeuern hitzige Kontroversen. David Unwin, Paläontologe an der University of Leicester, warnt davor, nach der Analyse weniger Eier verbindliche Schlüsse zu ziehen. Andere Kollegen wie Mark Witton von der University of Portsmouth haben sogar die Veröffentlichung einer Studie mit gegensätzlichen Positionen angekündigt.
Foto: Wang et al., Science (2017)