Das Jahr 2014 brachte der Welt einen neuen Wärmerekord – das war schon Ende letzten Jahres klar. Noch nie in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen kletterten die globalen Durchschnittswerte so hoch. Gleichzeitig registrierten die Meteorologen eine Wetterkapriole nach der anderen: In Mitteleuropa gab es einen „Jahrhundertsommer“ und die Hitzerekorde purzelten, wenige Monate zuvor ertranken Teile Großbritanniens und Frankreichs in sintflutartigen Regenfällen. Auch in Asien lösten schwere Starkregen Überschwemmungen aus. In den USA und im Himalaya sorgten dagegen im Winter Wetteranomalien für extrem kalte Temperaturen und Schneestürme. So weit, so bekannt. Aber hat bei dieser Häufung der Extreme tatsächlich der Klimawandel seine Hand im Spiel? Theoretisch wäre auch möglich, dass es sich nur um natürliche Schwankungen im komplexen Klimasystem unseres Planeten handelt.
Um diese Frage zu beantworten, haben 32 Forscherteams aus der ganzen Welt sich die 28 extremsten Wettereignisse des Jahres 2014 genauer angeschaut. Anhand von Klimadaten und Modellen analysieren sie für jedes Ereignis, wie wahrscheinlich es durch den Klimawandel verursacht wurde. Ähnliche Untersuchungen hatten sie auch für die drei vorangegangen Jahre durchgeführt. Ihr Ergebnis: „Wir können demonstrieren, dass einzelne Ereignisse, wie Temperaturextreme, oft mit den von uns zusätzlich in die Atmosphäre gepumpten Treibhausgasen verknüpft sind, andere Extreme, darunter Regenfälle, sind weniger eindeutig auf den Klimawandel und menschliche Einflüsse zurückzuführen“, berichtet Thomas Karl von der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). Das aber bedeute nicht, dass nicht auch an ihnen der Klimawandel schuld sei, es sei nur zum jetzigen Zeitpunkt nicht sicher genug nachweisbar.
Eindeutiger Effekt bei Hitzewellen
Konkret zeigen die Analysen: Die Hitzerekorde in weiten Teilen Europas im Sommer 2014 sind mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den Klimawandel bedingt: Die Veränderungen der Atmosphäre begünstigen das häufigere Auftreten solcher Hitzewellen. Dies gelte auch für die Hitzewellen in Argentinien, China und Korea sowie für die Dürre in Ostafrika. „In den letzten Jahren hat nur eine Studie von 22 keinen messbaren Einfluss des Klimawandels bei Hitzeextremen gefunden“, so die Wissenschaftler. „Die Daten zeigen weiterhin überwältigend klar den Einfluss des anthropogenen Klimawandels auf Hitzewellen.“
Auch die extremen Regenfälle im Süden Frankreichs sind dank des Klimawandels inzwischen drei Mal wahrscheinlicher geworden als noch 1950, berichten Karl und seine Kollegen. Weniger eindeutig ist die Lage dagegen bei den starken Winterstürmen und den starken Regenfällen in Großbritannien im Winter 2013/2014: Hier lässt sich ein Mitwirken des Klimawandels nicht eindeutig belegen. Auch der besonders kalte Winter an der US-Ostküste und die Winterstürme wurden von natürlicher Variabilität angetrieben und nicht vom Klimawandel. „In diesem Jahr haben wir nur bei zwei Starkregen-Ereignissen feststellen können, dass sie vom Klimawandel beeinflusst wurden“, erklären die Forscher. Auch 20 Studien anderer Wissenschaftler zum Einfluss des Klimawandels auf die Niederschläge seien widersprüchlich. Nach Ansicht von Karl und seinen Kollegen spricht dies für große lokale und regionale Unterschiede: In einigen Gebieten fördert der Klimawandel Regenfälle, in anderen hemmt er sie.
Dennoch: Trotz einiger natürlicher Effekte und „unsicherer Kandidaten“ sind damit eine ganze Reihe von Wetterextremen des letzten Jahres „hausgemacht“: „Die Daten liefern erneut den Beweis dafür, dass menschliche Einflüsse das Risiko für eine immer größere Spannbreite von Wetterextremen verändert haben“, konstatieren die Forscher.