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IPCC-Sonderbericht: Klimafolgen für Ozean und Eis

Erde|Umwelt

IPCC-Sonderbericht: Klimafolgen für Ozean und Eis
Schmelzende Eisberge
Der Klimawandel macht sich in Ozean und Kryosphäre immer deutlicher bemerkbar. (Bild: HRAUN/ iStock)

Die Erde ist zu drei Vierteln von Wasser bedeckt – entsprechend groß ist der Einfluss der Ozeane auf Klima, Stoffkreisläufe und die gesamte Lebenswelt auf unserem Planeten. Ein aktueller Sonderbericht des Weltklimarats IPCC liefert nun neueste Daten und Prognosen dazu, wie Meere und Eisreservoire weltweit auf den Klimawandel reagieren. Der Bericht bestätigt, dass sich sowohl das Abschmelzen der polaren Eiskappen als auch der Meeresspiegelanstieg in den letzten gut zehn Jahren deutlich verstärkt und beschleunigt haben. Setzt sich dieser Trend fort, könnte der Meeresspiegel bis 2100 sogar um mehr als einen Meter ansteigen – deutlich mehr als im letzten Weltklimabericht vorhergesagt. Wie der Sonderbericht unterstreicht, zeigen auch die Meeresumwelt und die marinen Ökosysteme klare Anzeichen für klimabedingte Veränderungen.

In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien bereits dargelegt, dass der Meeresspiegel durch die globale Erwärmung und die Zunahme der Eisschmelze ansteigt und dass sich dieser Anstieg zunehmend beschleunigt. Auch das Abschmelzen der Gletscher in den Polargebieten, aber auch den Hochgebirgen hat sich in den letzten Jahren weiter beschleunigt. Gleichzeitig gibt es starke Indikatoren dafür, dass sich durch den Einfluss des Klimawandels auch eng mit dem Meer verknüpfte Wetter- und Klimaphänomene wie starke Wirbelstürme, Sturmfluten und El-Nino-Ereignisse häufen.
Um diese Einzelaspekte auf eine einheitliche, wissenschaftlich abgesicherte Basis zu stellen, hat nun das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) alle aktuellen Erkenntnisse in einem Sonderbericht zusammengefasst. Für den „Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate“ (SROCC) haben mehr als 100 Wissenschaftler aus 36 Nationen knapp 7000 Forschungsarbeiten aus aller Welt gesichtet und ausgewertet. Diese Daten und Aussagen bilden nun die offizielle Basis für politische Entscheidungen von Regierungsvertretern und Gremien in aller Welt.

Meeresspiegel steigt stärker als zuvor prognostiziert

Zu den Kernaussagen des IPCC-Sonderberichts gehören neue Daten und Prognosen zum Meeresspiegelanstieg. Demnach liegt der jährliche Anstieg der Pegel inzwischen bei knapp vier Millimetern pro Jahr. Diese Rate erhöht sich zudem jährlich um rund 0,1 Millimeter – der Meeresspiegelanstieg beschleunigt sich demnach immer mehr. Der Bericht bestätigt auch, dass sich die Ursachen für das Ansteigen der Meere verschoben haben: Zwar nimmt die Erwärmung des Meerwassers und die damit verbundene thermische Ausdehnung weiterhin deutlich zu. Den größten Beitrag aber liefert inzwischen das Abschmelzen der Eiskappen. Auch die Prognosen für die zukünftige Entwicklung des Meeresspiegels wurden im aktuellen Bericht präzisiert und um 10 bis 15 Prozent erhöht. Demnach könnten die Pegel bei einer weitgehend ungebremsten Erwärmung (IPCC-Szenario RCP 8.5) bis zum Jahr 2100 im Schnitt um 61 bis 110 Zentimeter gegenüber den Pegeln bis 2005 steigen. Damit rückt erstmals auch ein Meeresspiegelanstieg von mehr als einem Meter in den Bereich des Wahrscheinlichen.

Der Sonderbericht bestätigt auch den zunehmenden Effekt der Erwärmung auf das Eis der Antarktis und Grönlands. Demnach hat sich der Eismassenverlust in Grönland gegenüber dem Zeitraum von 1997 bis 2006 inzwischen verdoppelt und in der Antarktis verdreifacht. Konkret hat die Masse des antarktischen Eisschilds in der Zeit seit 2006 um 155 Gigatonnen pro Jahr abgenommen – das ist deutlich mehr als noch im 5. Weltklimabericht angegeben. Hauptursache hinter diesem Eisverlust ist das Ausdünnen und Zurückziehen der Auslassgletscher der Westantarktis. Auch in Grönland hat der Gletscherrückgang an Tempo zugenommen. Lag der Eisverlust dort von 1997 bis 2006 noch bei rund 215 Gigatonnen pro Jahr, waren es im darauffolgenden Jahrzehnt bereits 278 Gigatonnen jährlich.

Folgen auch für die Meeresumwelt

Im neuen Bericht bestätigt das IPCC aber auch die ökologischen Folgen des Klimawandels für die Meeresumwelt. So leiden besonders die marinen Ökosysteme der Tropen unter der zunehmenden Versauerung, Sauerstoffarmut und Erwärmung des Meerwassers. „Veränderte Wechselwirkungen zwischen Arten haben zu kaskadierenden Folgen für die Struktur und Funktionsweise von Ökosystemen geführt“, heißt es im Sonderbericht. Das könnte schon in der nahen Zukunft zu spürbaren Effekten führen: „Für die Ökosysteme der Ozeane von der Oberfläche bis zum Tiefseeboden wird bei allen Emissionspfaden im Laufe des 21. Jahrhunderts ein Rückgang der globalen Biomasse mariner Tiergemeinschaften, ihrer Produktion und ihres Fangpotenzials sowie eine Verschiebung der Artenzusammensetzung projiziert“, so das IPCC. Unter anderem könnte bei ungebremstem Klimawandel das maximale Fangpotenzial der Fischerei bis 2100 um 20 bis 24 Prozent sinken. Für Warmwasserkorallen, Seegraswiesen und Tangwälder prognostizieren die Forscher selbst bei einer gemäßigten Erwärmung um 1,5 bis zwei Grad hohe Risiken.

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„Der Bericht unterstreicht, dass der Klimawandel Ozean und Kryosphäre schon stark verändert hat und dass wir Menschen auch schon heute von diesen Veränderungen betroffen sind“, kommentiert Klimageograf Ben Marzeion von der Universität Bremen die Inhalte des IPCC-Sonderberichts. Gleichzeitig betont der Sonderbericht aber auch, dass die schlimmsten Folgen des Klimawandels noch durch entsprechende Maßnahmen verhindert werden können. Entscheidend dafür seien ehrgeizige und dringende Emissionsreduktionen und anhaltende Anpassungsmaßnahmen. „Zu den wichtigsten Voraussetzungen für die Umsetzung wirksamer Reaktionen auf klimabedingte Veränderungen in Ozean und Kryosphäre gehört die Intensivierung der Zusammenarbeit und Koordination unter Regierungsbehörden über räumliche Maßstäbe und Planungshorizonte hinweg“, heißt es im IPCC-Sonderbericht. Mit anderen Worten: Die Politik muss sich schnellstens auf gemeinsames und effektives Handeln einigen.

Quelle: IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate (SROCC)

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