Auf den meisten Planeten entstehen Polarlichter, wenn geladene Teilchen durch elektrische Ströme in der Ionosphäre beschleunigt werden und mit neutralen Gasteilchen aus der Atmosphäre zusammenstoßen. Diese werden durch die Kollision zum Leuchten angeregt. Beim Planeten Jupiter etwa sind allein solche internen Prozesse für die Auroren verantwortlich. Sie verändern sich daher kaum. Auf der Erde hängt die Polarlichtaktivität stark vom Sonnenwind ab. Wenn der Sonnenwind stärker bläst, wird die Magnetosphäre zusammengepresst, und mehr Teilchen aus den Strahlungsgürteln der Erde werden in Richtung Nord- oder Südpol beschleunigt.
Auf der Erde und auch auf dem Jupiter bildet die Polarlichtregion einen Ring um den Pol. Auch bei Saturn hatten sowohl die Sonde Voyager-2 als auch das Weltraumteleskop Hubble schon einen solchen ultravioletten Leuchtring um den Pol identifiziert. Mit Bodenteleskopen wurden auch Infrarot-Emissionen entdeckt, die im Wesentlichen von den gleichen Stellen ausgingen wie die UV-Strahlung.
Cassini konnte den Nordpol, der von der Erde aus bereits seit 15 Jahren nicht sichtbar ist, nun erstmals genauer unter die Lupe nehmen. Bei den Beobachtungen zwischen Oktober 2006 und Juni 2007 entdeckten Stallard und seine Kollegen das rätselhafte, flächendeckende Glimmen, das sich schnell veränderte und manchmal innerhalb von 45 Minuten komplett verschwand. Da bisherige Modelle das Leuchten nicht erklären können, nehmen die Forscher an, dass die Saturn-Magnetosphäre anders funktioniert als bislang gedacht. „Wenn wir ihren Ursprung aufklären, werden wir zweifellos neue Physik entdecken, die nur in dieser einzigartigen Umwelt am Werk ist“, sagt Nick Achilleos vom University College in London. Wie die Forscher berichten, haben die Veränderungen von Saturns Polarlichtern mit den Kapriolen des Sonnenwindes jedenfalls nur am Rande etwas zu tun.