Die dunkle Seite des Universums ist womöglich noch komplizierter als angenommen. Nicht genug, dass nur vier Prozent der Materie im Weltall für die Menschheit sichtbar sind. Physiker um Lotty Ackerman spekulieren nun, dass es auch noch eine unsichtbare Kraft gibt, die nur zwischen den Teilchen der rätselhaften dunklen Materie wirkt, nicht aber auf normale Materie. In diesem Fall könnte es dunkle Photonen, dunkle Atome und sogar eine dunkle Chemie geben.
Bislang nehmen Astrophysiker an, dass die dunkle Materie kalt ist und so gut wie gar nicht mit normaler Materie reagiert. Zudem stoßen die Teilchen der dunklen Materie Modellen zufolge selten oder nie mit anderen dunklen Teilchen zusammen. Nach Angaben von Ackerman und ihren Kollegen ist es aber möglich, dass eine Kraft zwischen den dunklen Teilchen wirkt, die der elektromagnetischen Kraft ähnelt und von einem masselosen Teilchen, dem dunklen Photon, übertragen wird. Ihrem Modell zufolge müsste die dunkle Materie im Umkreis von Galaxien aus positiv und negativ geladener dunkler Materie bestehen, also einer Art dunklem Plasma.
Den Forschern zufolge ist ein solches Modell durchaus in Einklang mit den Beobachtungen der Verteilung der dunklen Materie zu bringen. Wenn die dunkle Kraft ein Prozent der Stärke der elektromagnetischen Kraft hat, erklärt das Modell einige Beobachtungen sogar besser als andere Theorien, schreiben die Forscher.
Falls tatsächlich ein dunkles Licht die dunkle Welt durchringt, halten sie viele interessante Phänomene für möglich: “Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Physik der dunklen Materie weniger interessant und vielfältig ist als die normaler Materie”, schreiben sie.
Lotty Ackerman (California Institute of Technology, Pasadena) et al.: Arxiv.org Ute Kehse