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Vestas verlorene Geschwister

Astronomie|Physik

Vestas verlorene Geschwister
Zwei einsame Felsbrocken im äußeren Asteroidengürtel geben Planetenforschern Rätsel auf: Die Objekte mit den Bezeichnungen (7472) Kumakiri und (10537) 1991 RY 16 scheinen Bruchstücke größerer Himmelskörper zu sein, lassen sich aber keiner bekannten Asteroidenfamilie zuordnen. Das berichtete René Duffard vom Andalusischen Institut für Astrophysik in Granada auf dem Europäischen Kongress für Planetenforschug in Potsdam.

Duffard und seine Kollegen nahmen das Spektrum der beiden Asteroiden mit dem Calar-Alto-Observatorium in Spanien auf. Sie stellten fest, dass das Gestein an der Oberfläche der kleinen Brocken wahrscheinlich Basalt ist. Das deutet darauf hin, dass die beiden Asteroiden einmal Teil eines größeren Objektes waren, das später zerbrach. Basalt konnte sich nämlich nur auf Himmelskörpern bilden, die genug radioaktives Material enthielten, um nach ihrer Entstehung innerlich zu schmelzen. Wegen der Schwerkraft sanken in größeren Asteroiden Metalle wie Eisen oder Nickel nach innen, durch die Hitze trennten sich unterschiedliche Gesteins-Bestandteile. Ähnlich wie die Erde dürften solche Mini-Planeten einen Kern aus Eisen, einen Mantel aus Peridotit-Gestein und eine Kruste aus Basalt ausgebildet haben.

Im Asteroidengürtel befinden sich heute noch die Bruchstücke solcher sogenannten differenzierten Himmelskörper. Prominentestes Beispiel ist der Asteroid Vesta, der in einigen Jahren Besuch von der Sonde Dawn bekommen soll. Vesta und zahlreiche weitere kleinere Asteroiden mit einer ähnlichen Bahn gehören zu einer sogenannten „Familie“. Sie alle sind Bruchstücke desselben Mutterkörpers.

Bis vor kurzem stammten die einzigen bekannten Basalt-Asteroiden aus der Vesta-Familie. Das war merkwürdig, da es Modellen zufolge nach der Entstehung des Sonnensystems sehr viel mehr differenzierte Mini-Planeten gegeben haben muss. Von ihnen fehlt heute fast jede Spur – nur einige Eisenmeteoriten, die dann und wann auf die Erde fallen, belegen, dass es im jungen Sonnensystem zahlreiche Mini-Planeten mit Eisenkern gab.

Eine Untersuchung der Daten des Sloan Digital Sky Survey förderte nun immerhin mehr als 200 Kandidaten für Basalt-Asteroiden zutage, die nicht zur Vesta-Familie gehören. Von diesen nahmen Duffard und Kollegen nun Kumakiri und 1991 RY 16 genauer unter die Lupe.

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Sie stellten fest, dass beide Himmelskörper anscheinend tatsächlich aus Basalt bestehen. Da sich ihre Bahnen stark voneinander unterscheiden, stammen sie wahrscheinlich nicht vom gleichen Mutterkörper. Auch lassen sie sich keiner bekannten Asteroidenfamilie zuordnen. Zudem weist das Spektrum einige Besonderheiten auf, die die Forscher bislang nicht erklären können. Sie rätseln daher noch, ob sie eine völlig neue Sorte von Asteroiden entdeckt haben könnten. Untersuchungen des infraroten Teils des Spektrums sollen das Problem demnächst lösen.

René Duffard (Andalusisches Institut für Astrophysik, Granada, Spanien) et al.: Beitrag auf dem European Planetary Science Congress, Potsdam Ute Kehse
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