Die prächtige Spiralgalaxie M106 im Sternbild Jagdhunde erscheint auf den ersten Blick völlig normal zu sein – sie besteht aus zwei Spiralarmen voller blauer, junger Sterne. Das Geheimnis des Sternennebels wird erst auf Bildern von Radio- und Röntgenteleskopen sichtbar: In diesen Wellenlängenbereichen erscheinen zwei zusätzliche, federige Spiralarme, die nur aus Gas bestehen. Yuxuan Yang und seine Kollegen von der Universität Maryland fanden jetzt heraus, dass die Gasarme von zwei Jets aufgeheizt werden, die das Schwarze Loch im Zentrum von M106 ausstößt.
„Die Natur dieser anomalen Spiralarme ist rätselhaft, seit sie in den 1960er Jahren entdeckt wurden“, sagt Yang. Viele Forscher vermuteten zunächst, dass die Arme selbst Jets sind, also Teilchenstrahlen, die aus dem Zentrum der Galaxie hervordringen. Allerdings wurden inzwischen zwei weitere Jets entdeckt, die vom zentralen Schwarzen Loch ausgehen. Dass eine aktive Galaxie mehr als ein Paar dieser Strahlen produziert, gilt als äußerst unwahrscheinlich.
Yang und seine Kollegen kombinierten daher jetzt Aufnahmen der Röntgenteleskope Chandra und XMM-Newton, des Infrarotteleskops Spitzer und des Hubble-Teleskops. Dank der hohen Empfindlichkeit des europäischen Weltraumteleskops XMM-Newton konnten die Forscher die Temperatur des Gases in den Geisterarmen bestimmen. Die Messungen der vier Teleskope zusammen ergaben außerdem ein genaues Bild von der Lage der Geisterarme und der Jets.
Die Forscher folgerten daraus, dass die schnellen Teilchen in den Jets das Gas der Geisterarme drastisch aufheizen, so dass dieses beginnt, Röntgenstrahlung und Licht anderer Wellenlängen auszusenden. Yang und seine Kollegen bestimmten außerdem die Energie der Jets und ihre Beziehung zum supermassiven schweren Loch im Kern der 25 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie.
Yuxuan Yang (Universität von Maryland) et al.: Astrophysical Journal, Online-Vorabveröffentlichung Ute Kehse