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Von der Sonne angeschubst

Astronomie|Physik

Von der Sonne angeschubst
Die Sonne kann allein durch ihr Licht Asteroiden so anschubsen, dass sie sich immer schneller um ihre eigene Achse drehen. Diesen bisher lediglich theoretisch beschriebenen Effekt haben jetzt zwei Forscherteams bei gleich zwei Asteroiden beobachtet. Beim größeren der beiden, 1862 Apollo, hat sich die Eigendrehung im Lauf der vergangenen vierzig Jahre so stark beschleunigt, dass er nun bei einem Umlauf um die Sonne eine ganze Umdrehung um sich selbst mehr schafft als zuvor. Der kleinere, 2000 PH5, dreht sich heute in nur zwölf Minuten um sich selbst und wird diese Geschwindigkeit dank der Sonne wohl in den nächsten 550.000 Jahren noch verdoppeln.

Dem Phänomen mit dem sperrigen Namen Yarkovsky-O’Keefe-Radzievskii-Paddack-Effekt, kurz YORP-Effekt, liegt ein Zusammenspiel des Sonnenlichts mit der unregelmäßigen Form der meisten Asteroiden zugrunde. Bewegt sich nämlich eine Seite des Himmelskörpers von der Sonne weg in den Schatten, die eine größere Oberfläche hat als die anderen Seiten, strahlt sie mehr aufgenommene Energie in Form von Wärme ab als die Bereiche mit der kleineren Oberfläche. Der dadurch entstehende winzige Rückstoß verändert mit der Zeit die Rotationsgeschwindigkeit des Asteroiden und bremst ihn entweder ab oder beschleunigt ihn, je nach Orientierung und Drehrichtung.

Obwohl Wissenschaftler diesen Effekt bereits seit einigen Jahren kennen, konnten sie ihn bisher nicht direkt beobachten. Als der Finne Mikko Kaasalainen und seine Kollegen nun jedoch Daten über den bereits 1932 entdeckten Asteroiden 1862 Apollo aus den Jahren 1980, 1982, 1998 und 2005 auswerteten, entdeckten sie, dass sich dessen Rotationsgeschwindigkeit messbar verändert hatte. Aktuell benötigt der Himmelskörper, dessen Durchmesser bei geschätzten 1,4 Kilometern liegt, etwas mehr als drei Stunden für eine Drehung um sich selbst und 1,78 Jahre für eine vollständige Reise um die Sonne.

Noch direkter beobachten konnten Stephen Lowry und sein Team eine derartige Beschleunigung bei dem nur 57 Meter messenden 2000 PH5: Während bei 1862 Apollo die Drehgeschwindigkeit anhand von unregelmäßig reflektiertem Sonnenlicht berechnet werden musste, gaben bei PH5 Fotos und Radarmessungen Auskunft über die Daten. Bei beiden Asteroiden wird sich die Beschleunigung wohl weiter fortsetzen, bis die Geschwindigkeit einen kritischen Wert erreicht hat und die Struktur der Himmelskörper zu stark unter Spannung gerät. Bei PH5 wird dies nach Berechnungen der Forscher in etwa 15 Millionen Jahren geschehen.

Mikko Kaasalainen (Universität Helsinki) et al: Nature, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nature05614 Stephen Lowry (Queens-Universität, Belfast) et al.: Science, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1126/science.1139040 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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