Genau wie in anderen Galaxien befindet sich auch in der Milchstraße mehr dunkle als sichtbare Materie. Das ist eines der ersten Ergebnisse des Projektes Rave (Radial Velocity Experiment), das Forscher in der vergangenen Woche auf einem Astrophysik-Workshop im US-amerikanischen Aspen vorstellten.
Das Projekt Rave hat das Ziel, die Geschichte der Milchstraße zu entschlüsseln. Dafür untersucht ein internationales Astronomen-Team unter Leitung von Matthias Steinmetz vom Astrophysikalischen Institut Potsdam Geschwindigkeit, chemische Zusammensetzung und Temperatur von insgesamt einer Millionen Sterne der Milchstraße mit einem speziellen Spektrographen des Schmidt-Teleskops am Anglo-Australien Observatory in New South Wales (Australien). Das Instrument erlaubt es, 150 Sterne in einem sechs Grad großen Ausschnitt des Himmels gleichzeitig zu untersuchen. In Aspen stellten die Forscher das erste Datenpaket mit den Details von 25.000 Sternen vor. „Schon diese Stichprobe ist doppelt so groß wie die bisher größte Sternenstudie der Milchstraße“, sagte Tomaz Zwitter von der Ljubljana-Universität in Slowenien.
Die ersten Resultate bestätigen, dass die Milchstraße zu einem großen Teil aus dunkler Materie besteht. Das Rave-Team vermutet, dass die Milchstraße sogar schwerer ist als die benachbarte Andromeda-Galaxie, die bislang als Schwergewicht der lokalen Gruppe galt. Das Gewicht der Milchstraße, das sich über die Umlaufgeschwindigkeit der zu ihr gehörenden Sterne berechnen lässt, ist nur ungenau bekannt. Neben der Geschwindigkeit interessiert die Forscher vor allem die chemische Zusammensetzung uralter Sterne, die als erste die Milchstraße bevölkerten. Die Astronomen wollen herausfinden, ob die Galaxis in ihrer Jugend tatsächlich andere Sternenhaufen verschlungen hat. Matthias Steinmetz: „Die Rave-Studie wird uns einige fundamentale Fragen zur Entstehung und Evolution unserer Galaxie beantworten.“
Ute Kehse