Ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde kann allein mithilfe der Gravitation eines Raumschiffs von seiner Bahn abgelenkt werden. Zu diesem Ergebnis gelangen zwei Astronauten der Nasa bei ihren Berechnungen. Bisher sahen Wissenschaftler als beste Möglichkeit für eine solche Rettungsaktion, mit einem Raumschiff auf dem Himmelskörper zu landen und ihn dann direkt in eine andere Richtung zu lenken.
Bereits die Kollision mit einem kleinen Asteroiden von etwa 200 Metern Durchmesser könnte verheerende Folgen für das Leben auf der Erde haben. Daher suchen Wissenschaftler laufend nach Möglichkeiten, wie derartige Katastrophen verhindert werden könnten. Die beiden Astronauten der Nasa haben nun ein Konzept entwickelt, das ausschließlich auf die Gravitation setzt: Demnach könnte ein Raumschiff im Schwebeflug über einem herannahenden Asteroiden die Gravitation als Abschleppseil ausnutzen und den Himmelskörper damit von seiner Bahn ablenken.
Die Düsen des Raumschiffes müssten so ausgerichtet sein, dass der Strahl nicht die Oberfläche des Asteroiden trifft. Auf diese Weise könnte beispielsweise ein 20 Tonnen schweres Raumschiff einen 200 Meter großen Asteroiden von seinem Kurs abbringen, indem es diesen etwa ein Jahr lang an der Gravitationsleine führt. Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Mission ist eine rechtzeitige Vorwarnung, denn die Vorbereitungen würden rund zwanzig Jahre in Anspruch nehmen, schätzen die Astronauten.
Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, ein Raumschiff müsse auf dem herannahenden Asteroiden landen, um ihn aus seiner gefährlichen Bahn bringen zu können. Eine solche Aktion wäre aber mit vielen Schwierigkeiten verbunden: Die Oberfläche von Asteroiden ist rau und häufig nicht sehr stabil. Zudem rotieren Asteroiden meistens, was das stabile Andocken eines Raumschiffes zusätzlich erschweren würde. Schließlich ist auch noch die geringe Anziehung von Asteroiden ein Problem. Sie könnte kein Raumschiff in Position halten.
Stanley Love, Edward Lu ( Nasa Johnson Space Center, Houston): Nature (Bd. 438, S. 177). ddp/wissenschaft.de ? Martina Feichter