In den Ringen des Planeten Saturn geht es sehr viel beschaulicher zu als bisher gedacht. Das schließen Astronomen aus Messungen der Raumsonde “ Cassini“, die derzeit den zweitgrößten Planeten des Sonnensystems umkreist. Demnach wirbeln die Eisbrocken, aus denen die Ringe bestehen, nicht etwa wild durcheinander, sondern ziehen stetig ihre Bahnen und drehen sich nur langsam um sich selbst.
Die bereits von
Galileo Galilei entdeckten Ringe des Saturns bestehen überwiegend aus Eispartikeln von der Größe von Staubkörnern bis hin zum Format eines Lastwagens. Je nach Entfernung umkreisen sie den Planeten in wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen. Bisher gingen Astronomen davon aus, dass es dabei häufig zu Kollisionen kommt und die unförmigen Klumpen dadurch in heftige Drehung um ihre eigene Achse versetzt werden. Doch in Wirklichkeit ähneln ihre Bewegungen eher dem gemächlichen Rotieren eines Mondes, der um einen Planeten kreist und sich dabei um sich selbst dreht, sagen die Forscher vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena.
Die Wissenschaftler stützen ihre Aussagen auf Temperaturmessungen von Cassini. Diese hatten ergeben, dass die Oberfläche eines solchen Eisklumpens auf der der Sonne zugewandten Seite um einige Grad höher ist als auf der Schattenseite. Das lasse auf eine langsame Drehbewegung schließen, erklären die Forscher. Würde sich der Eisklumpen nämlich schnell um seine eigene Achse drehen, so würde sich auf seiner Oberfläche eine gleichmäßige Temperatur einstellen ? wie bei einem am Spieß gleichmäßig gebräunten Brathähnchen.
Wahrscheinlich bestehen die Saturnringe weniger aus beinharten Eisklumpen als aus porösen Schneebällen, vermuten die Wissenschaftler. Das weiche Material dämpfe die in manchen dichten Regionen der Ringe unvermeidlichen Zusammenstöße soweit ab, dass die Bahn der Partikel weitgehend ungestört bleibt.
Nature, Online-Dienst (DOI: 10.1038/news050905-4)
ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald