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Heller als der Vollmond: Sternenexplosion blendete Satelliten

Astronomie|Physik

Heller als der Vollmond: Sternenexplosion blendete Satelliten
Am 27. Dezember 2004 trafen die Schockwellen einer fernen Explosion das Sonnensystem. Raumsonden und Satelliten von der Erde bis zum Saturn registrierten einen gewaltigen Blitz aus harter Gammastrahlung, der nach zwei Zehntelsekunden in weichere Gamma- und Röntgenstrahlung überging. Die Ursache dafür war eine Explosion auf dem 50.000 Lichtjahre entfernten Magnetar SGR 1806-20 im Sternbild Sagittarius, gaben Wissenschaftler am Freitag auf einer Pressekonferenz im Nasa-Hauptquartier in Washington bekannt.

Auch wenn er für menschliche Augen unsichtbar war, erreichte der Blitz in den Kategorien der Astronomen eine größere Helligkeit als der Vollmond. Noch nie zuvor leuchtete ein Objekt außerhalb des Sonnensystems so hell. Die Quelle der Explosion, ein Neutronenstern mit starkem Magnetfeld, gehört zur Gruppe der so genannten „Soft Gamma Repeater“. Diese Sterne, von denen nur vier bekannt sind, senden ab und zu weiche Gammastrahlen aus. Die Explosion vom 27. Dezember war aber hundertmal so stark wie alle Magnetar-Explosionen zusammen, die Astronomen bislang in der Milchstraße beobachtet hatten. Innerhalb von einer Zehntelsekunde strahlte der Magnetar so viel Energie ab wie die Sonne in hunderttausend Jahren.

„Das war im Grunde ein Mini-Gammablitz vor unserer Haustür“, sagte Bryan Gaensler vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, der die Radiobeobachtungen leitete. „Hätte sich die Explosion im Umkreis von zehn Lichtjahren zur Erde ereignet, hätte dies vermutlich ein Massensterben ausgelöst.“ Glücklicherweise liegt der nächste Magnetar 13.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Astronomen vermuten, dass die Monster-Explosion auf dem Magnetar SGR 1806-20 ähnlich entstanden ist wie eine Sonnenfackel, nämlich durch verdrehte und verknotete Magnetfeldlinien, die sich gewaltsam losrissen und dabei eine Blase aus heißem Gas ins All schleuderten.

Die Instrumente der meisten Satelliten wurden durch den Explosionsstrahl quasi geblendet. Allerdings sind mittlerweile so viele Raumsonden in der Umlaufbahn, dass die Astronomen durch die Kombination verschiedener Messungen einiges über den Ablauf der Explosion herausfinden konnten. Der Teilchendetektor des Satelliten RHESSI zum Beispiel ist relativ unempfindlich für Gammastrahlen und konnte daher den gesamten Blitz von Anfang bis Ende verfolgen.

Womöglich bietet das ungewöhnliche Ereignis vom 27. Dezember eine Erklärung für die rätselhaften, extrem kurzen Gammablitze, die Astronomen immer wieder in weit entfernten Galaxien registrieren. „Zumindest ein gewisser Anteil dieser Ereignisse könnten auf solche Magnetar-Explosionen zurückzuführen sein, von denen wir nur die Gammastrahlung sehen und nicht mehr die weichere Röntgenstrahlung, weil sie zu weit weg sind“, sagte Kevin
Hurley von der University of California in Berkeley. „Auf jeden Fall war das die Mutter aller Magnetfackeln.“

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Ute Kehse
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