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Sternexplosionen in unserer Nachbarschaft?

Astronomie|Physik

Sternexplosionen in unserer Nachbarschaft?
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Verteilung des von Supernovae ausgestoßenen Eisen-60 in unserer Lokalen Blase (Grafik: Michael Schulreich)
Vor rund zwei Millionen Jahren könnten sich gleich mehrere Supernovae in der kosmischen Nachbarschaft der Erde ereignet haben. Wie nahe uns diese Sternexplosionen kamen und was damals genau passierte, haben Astronomen nun mit Hilfe von astronomischen und geochemischen Daten aufgeklärt. Demnach ereigneten sich die nächsten dieser Supernovae damals in rund 300 Lichtjahren Entfernung – zu weit weg, um das irdische Leben zu gefährden.

Schon seit längerem spekulieren Astronomen darüber, wie sich eine nahe Supernova auf die Erde auswirken würde und ob es im Laufe der Erdgeschichte eine solche kosmische Katastrophe gegeben hat. Einige Forscher nahmen sogar an, dass einige der großen Massenaussterben auf unserem Planeten durch eine solche Sternexplosion verursacht worden sein könnten. Nahrung bekam diese Theorie in den 1990er Jahren durch Modellrechnungen, nach denen sich immerhin alle paar Millionen Jahre eine Supernova in einem Umkreis von wenigen hundert Lichtjahren um die Erde ereignet.  Allerdings: Tödlich wäre eine solche Explosion nur dann, wenn sie in weniger als rund 26 Lichtjahren Entfernung stattfindet. Nur dann würden energiereiche Teilchen und harte Strahlung in so großer Intensität auf den Planeten prasseln, dass die Auswirkungen auf das irdische Leben verheerend wären – auch das zeigten die Modelle. Das jedoch weckt die Frage, ob uns in der Vergangenheit eine Supernova schon einmal so nahe kam. Für die letzten zehn Millionen Jahre haben Dieter Breitschwerdt von der Technischen Universität Berlin und seine Kollegen dies nun ermittelt.

Um Aufschluss über vergangene nahe Sternexplosionen zu erhalten, nutzten die Forscher eine Kombination aus geochemischen und astronomischen Daten. Aus astronomischen Beobachtungen weiß man, dass unsere Sonne in der sogenannten Lokalen Blase liegt – einer rund 300 Lichtjahre großen Zone der Milchstraße, die im Gegensatz zu anderen kosmischen Regionen weitgehend staubfrei ist. Astronomen führen dies darauf zurück, dass sich in unserer Umgebung einst mehrere Supernovae ereignet haben müssen, die die Lokale Blase sozusagen „freifegten“. Diese Theorie wird gestützt durch Anreicherungen des Isotops Eisen-60 in Meeressedimenten aus den letzten zehn Millionen Jahren. Dieses Isotop entsteht bei Supernovae in großer Menge und stammt daher höchstwahrscheinlich aus kosmischen Quellen. Breitschwerdt und seine Kollegen haben nun die vergangenen Sternenbewegungen in der Lokalen Blase rekonstruiert und dadurch ermittelt, wo und wann sich diese Supernovae ereignet haben müssen.

Mehrfache Sternexplosionen

Ihr Ergebnis: Eisen-Isotope und Sternenbewegungen sprechen dafür, dass es in den letzten gut zwei Millionen Jahren gleich mehrere Supernovae in der Lokalen Blase gab. Die meiste davon lagen relativ weit weg und hinterließen daher nur schwache Signale in den Meeressedimenten. Zwei Sternexplosionen jedoch kamen unserem Planeten nahe genug, um deutliche Spuren im Sediment zu hinterlassen. Die erste ereignete sich demnach vor rund 2,3 Millionen Jahren, als ein Stern mit 9,2 Sonnenmassen explodierte. Die zweite folgte vor rund 1,5 Millionen Jahren durch einen Stern mit 8,8 Sonnenmassen, wie die Forscher berichten. Diese Supernovae erzeugten eine sich ausbreitende Blase von ausgeschleudertem Material, die einerseits das lokale Universum von interstellarem Staub freifegte, andererseits aber Eisen-60 auf den in ihrem Weg liegenden Himmelskörpern ablagerte.

Zum Glück für die Erde befand sich unser Planet damals außerhalb der unmittelbaren Gefahrenzone: Beide Sternexplosionen geschahen in rund 290 bis 325 Lichtjahren Entfernung – und damit zu weit weg, um ein Massenaussterben oder Ähnliches auszulösen, wie Breitschwerdt und seine Kollegen feststellten. Allerdings könnten die Supernovae dennoch Spuren hinterlassen haben, wie Anton Wallner von der Australian National University in Canberra in ihrer zeitgleich erscheinenden Studie zum gleichen Thema anmerken: „Interessanterweise ereignete sich die jüngste Supernova-Aktivität zur gleichen Zeit, als die Temperaturen der Erde abzusinken begannen“, so die Forscher. Diese Abkühlung des Klimas am Beginn des Pleistozäns läutete das Eiszeitalter ein und damit eine Phase von Klimakapriolen und wiederkehrenden Vereisungen. „Noch wissen wir nicht, ob es eine Verbindung zwischen den Supernovae und den kälteren Temperaturen jener Zeit gibt“, betont Adrian Melott von der University of Kansas in einem begleitenden Kommentar. „Künftige Studien werden uns mehr Einblick darin geben, was auf der Erde als Folge dieses stellaren Feuerwerks geschah.“

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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