In der Milchstraße könnte es Planeten geben, deren Inneres aus kilometerdicken Diamantschichten besteht. Genauso wie die Erde, der Mars und die Venus hauptsächlich aus Silizium-Sauerstoff-Verbindungen aufgebaut sind, müssten nach einer These amerikanischer Astronomen auch Planeten existieren, die aus Kohlenstoffverbindungen wie beispielsweise Diamant bestehen. In kleinerem Maßstab gibt es solche Himmelskörper sogar in unserem Sonnensystem: Eine bestimmte Meteoritenform, die so genannten kohligen Chondriten, enthalten ebenfalls ungewöhnlich viel Kohlenstoff ? unter anderem in Form winziger Diamanten. Marc Kuchner von der Princeton-Universität und Sara Seager vom Carnegie-Institut in Washington stellten ihre These auf einer Konferenz über extrasolare Planeten in Aspen vor.
Silikat-Planeten wie die Erde entstehen der gängigen Theorie nach aus Gaswolken, die junge Sterne umgeben. Enthält dieses Gas jedoch sehr wenig Sauerstoff oder einen Überschuss an Kohlenstoff, bilden sich statt der Silikate Kohlenstoffverbindungen wie
Carbide und Graphit, erklärten die Forscher. Auf diese Weise sind nicht nur die kohligen
Chondriten entstanden, sondern wahrscheinlich auch einige der Planeten, die außerhalb unseres Sonnensystems existieren. Durch den hohen Druck im Inneren dieser Himmelskörper würde sich aus dem Graphit
Diamant bilden, der sich in teilweise mehrere Kilometer dicken Schichten im Planeteninneren ablagert.
Gute Kandidaten für solche Kohlenstoffplaneten wären die Planeten, die den Pulsar PSR 1257+12 umkreisen, berichteten die Wissenschaftler. Sie könnten sich beim Zerfall eines Sterns gebildet haben, der während seines Alterungsprozesses Kohlenstoff produziert hat. Auch Planeten in der Nähe des Milchstraßenzentrums könnten kohlenstoffhaltig sein, denn dort sind die Sterne im Durchschnitt kohlenstoffreicher als unsere Sonne. Kuchner und Seager vermuten sogar, alle in Zukunft entstehenden Planeten könnten Kohlenstoffplaneten sein, da sich der Kohlenstoff in der gesamten Galaxie anreichert.
Um solche Kohlenstoffplaneten aufzuspüren, müssen Astronomen jedoch nach anderen Signalen suchen als bei den Silikatplaneten. So fehlt ihren Spektren beispielsweise das Wassersignal, während Kohlenmonoxid, Methan und möglicherweise langkettige Kohlenwasserstoffe, wie sie auch in Rohöl oder Teer vorkommen, zusätzliche Signale erzeugen.
ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel