In der jüngsten Galaxie des Universums sind erst vor 500 Millionen oder einer Milliarde Jahre die ersten Sterne aufgetaucht ? ungefähr 13 Milliarden Jahre nach dem Urknall. Das berichten Trinh Thuan von der University of Virginia und Juri Isotow vom Kiew Observatorium in der Fachzeitschrift Astrophysical Journal (Ausgabe 1. Dezember).
Die Zwerggalaxie ist nur 45 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt und heißt „I Zwicky 18“. Mit den empfindlichen Kameras und Spektrometern des Weltraumteleskops
Hubble wiesen die beiden Forscher nach, dass die ältesten Sterne in der Galaxie vor etwa 500 Millionen Jahren entstanden ? zu einem Zeitpunkt, als auf der Erde schon komplexes Leben aufgetaucht war. Zwei andere Forscher, Göran Ostlin vom Stockholm Observatory und Mustapha Mouhcine von der University of Nottingham entdeckten dagegen eine Gruppe kühler, roter Sterne, die etwas älter sein könnten. Ihren Daten zufolge ist I Zwicky 18 mit einem Alter von einer Milliarde Jahre aber ebenfalls ein kosmischer Spätzünder: Praktisch alle anderen Galaxien im Weltall, so auch die Milchstraße, entstanden während der ersten Milliarde Jahren nach dem Urknall.
I Zwicky 18 muss folglich viele Milliarden Jahre lang als kalte Gaswolke aus Wasserstoff und Helium überdauert haben. Wie das möglich war, ist den Forschern noch völlig unklar. Allerdings bestehen die Gaswolken der Galaxie immer noch hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium, mit einem sehr geringen Anteil an schwereren Elementen. Die Astronomen nehmen an, dass die Baby-Galaxie in etwa eine Vorstellung davon liefert, wie die Milchstraße vor 12 Milliarden Jahren ausgesehen haben könnte. Kosmologischen Modellen zufolge sind große Galaxien wie die Milchstraße im Laufe der Zeit durch die Verschmelzung vieler Zwerggalaxien wie I Zwicky 18 entstanden.
Ute Kehse