Für Timothy Brown, einen Forscher vom National Center for Atmospheric Research im US-Bundesstaat Colorado, ist der heutige Venus-Transit nicht nur ein spannendes Schauspiel, sondern die Gelegenheit zu einmaligen Messungen: Brown will mithilfe der Sonnenstrahlen die Zusammensetzung der obersten Venus-Atmosphäre entschlüsseln.
Normalerweise sind Browns Forschungsobjekte Lichtjahre entfernt: Sein Lieblingsplanet kreist in 150 Lichtjahren Entfernung um einen Stern namens HD209248. Dabei kommt der Riesenplanet regelmäßig genau in die Sichtlinie zwischen der Erde und dem Stern. Wenn das Sternenlicht auf dem Weg zur Erde die Atmosphäre des Planeten passiert, verändert es sich: Die vorhandenen Gase in der Atmosphäre absorbieren charakteristische Wellenlängen und verraten dadurch ihre Anwesenheit. Mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble wies Brown mit dieser Technik Natrium in der Atmosphäre des fernen Planeten nach, zurzeit sucht er nach Wasser und Kohlenmonoxid.
Nun hat Brown zum ersten Mal die Chance, mit der Venus einen Planeten unseres eigenen Sonnensystems mit seiner Methode unter die Lupe zu nehmen. Dazu benutzt er ein Teleskop auf Teneriffa, das vom deutschen Kiepenheuer-Institut in Freiburg betrieben wird. Das Teleskop ist besonders gut dazu geeignet, Spektren im infraroten Wellenlängenbereich aufzunehmen. Brown will die Venus-Atmosphäre in einer Höhe zwischen 65 und 85 Kilometern, oberhalb der dichten Wolkendecke, untersuchen. Diese Region wurde von Satelliten und von der Erde aus bislang kaum untersucht. Die Messungen können dem Forscher sogar Aufschluss darüber geben, in welche Richtung sich Winde in der Atmosphäre bewegen.
Lesen Sie zum Venus-Transit auch unseren Hintergrund. Weitere Informationen gibt es unter www.vt-2004.org.
Ute Kehse