Je gefräßiger das Schwarze Loch im Zentrum einer Galaxis, desto zahlreicher sind die jungen Sterne, die die Galaxie hervorbringt. Das stellten Forscher um Guinevere Kauffmann vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching bei der Beobachtung von 120.000 Galaxien in der näheren Umgebung fest.
Die Forscher berichteten auf einer Tagung der International Astronomical Union in Sydney, dass 20.000 der im Rahmen des “Sloan Digital Sky Survey” beobachteten Galaxien ein supermassives Loch in ihrem Zentrum haben, das anwächst und viel Materie verschluckt. In diesen Galaxien, so fanden die Forscher heraus, entstehen gleichzeitig viele neue Sterne. Galaxien mit einem inaktiven Schwarzen Loch in ihrem Zentrum sind dagegen oft elliptische Galaxien, die fast nur aus alten Sternen bestehen.
“Die Gesamtmasse von Sternen und die Masse des Schwarzen Loches im Zentrum einer Galaxie wachsen zusammen an”, so Kauffmann. “Wie bei Huhn und Ei kann man nicht sagen, was zuerst kam.”
Offenbar verschlucken die Schwarzen Löcher einen Teil des dichten Gases, aus dem anderswo in der Galaxis Sterne geboren werden.
Die Forscher untersuchten Galaxien im Umkreis von einer Milliarde Lichtjahre und hoffen, durch ihre Erkenntnisse das Wachstum von Galaxien besser verstehen zu können. Die eigentliche Phase der Galaxienbildung, das Zeitalter der Quasare, ereignete sich vor 13 Milliarden Jahren. Die weit entfernten Quasare sind wesentlich schwerer zu beobachten als die kosmische Nachbarschaft, doch die Forscher vermuten, dass für beide die gleichen Gesetze galten.
Ute Kehse