Ein internationales Astronomenteam hat zum ersten Mal einen fernen Planeten beobachtet, der riesige Mengen Gas ins Weltall verdampft. Der HD 209458b genannte Planet verliert jede Sekunde 10.000 Tonnen Wasserstoff und zieht ähnlich wie ein Komet einen Schweif hinter sich her, schreiben die Wissenschaftler um Alfred Vidal-Madjar vom Institut für Astrophysik in Paris im Fachmagazin „Nature“ (Bd. 422, S. 143).
Verglichen mit der Erde ist HD 209458b ein ungewöhnlicher Zeitgenosse: Riesengroß und nur sieben Millionen Kilometer von seinem gelben, sonnenähnlichen Stern entfernt, umkreist er diesen in nur dreieinhalb Tagen. Er gehört damit zur Klasse der so genannten „heißen Jupiter“. Das sind große, gasreiche Planeten, die ihrem Stern so nahe sind, dass sich ihre Oberfläche aufheizt und Material ins Weltall entweichen kann. Eines Tages ? so vermuten die Astronomen ? wird von HD 209458b daher nur noch sein dichter Kern übrig geblieben sein.
Direkt beobachten konnten die Astronomen die Atmosphäre des 150 Lichtjahre von der Erde entfernten Planeten freilich nicht. Sie mussten sich vielmehr mit einem Trick behelfen: So wie sich das Sonnenlicht bei einem Sonnenuntergang auf dem Weg durch die Erdatmosphäre rot färbt, verändert auch die Atmosphäre des Planeten das Sternenlicht auf seinem Weg zur Erde. Diese feinen Abweichungen konnten die Wissenschaftler mit ihren hochempfindlichen Messgeräten nachweisen und daraus Rückschlüsse auf die Atmosphäre des Planeten ziehen.
ddp/bdw ? Ulrich Dewald