Die Anwesenheit von Mikroorganismen könnte zudem einige Ungereimtheiten, die bei der Beobachtung des Planeten aufgetreten sind, erklären, sagt Dirk Schulze-Makuch von der Universität von Texas in El Paso. Auf der Suche nach möglichem Leben analysierten er und sein Kollege Louis Irwin Daten von der Venus, die die russischen “ Venera-Missionen„, die amerikanischen Sonden “ Pioneer Venus“ und “ Magellan“ gesammelt hatten.
Die chemische Zusammensetzung der Venusatmosphäre ist äußerst eigenartig, fanden die Forscher. Obwohl Sonnenstrahlung und Blitze große Mengen an Kohlenmonoxid produzieren müssten, ist nicht viel von der Verbindung zu finden ? als ob etwas in der Atmosphäre sie verbrauchen würde. Dafür fanden sie die beiden Gase Schwefeldioxid und Schwefelwasserstoff. Diese Moleküle reagieren normalerweise miteinander und kommen daher selten gemeinsam vor ? es sei denn, etwas würde sie produzieren. Eine weitere Verbindung gibt den Forschern Rätsel auf: Carbonylsulfid (OCS) ist anorganisch nur sehr schwer herzustellen, so dass es manchmal sogar als ein Indikator von Bioaktivität angesehen wird.
All diese Phänomene wären durch die Anwesenheit von Leben in der Venusatmosphäre erklärbar, sagen die Forscher. UV-absorbierende Mikroorganismen könnten zudem bislang mysteriöse Flecken auf UV-Aufnahmen des Planeten begreiflich machen. Etwas Licht in die Sache sollen künftige Venusprojekte bringen: Das Projekt „Venus-Express“ der ESA soll den Planeten näher erforschen. Auch die schwedische Weltraumagentur sucht Partner für eine Mission, die Proben von der unwirtlichen Atmosphäre sammeln soll.