Ein Astronomenteam der Universität von Boston um Alan Marscher hat nun in einer Studie der Röntgen- und Radiowellenemission eines supermassiven Schwarzen Lochs im Zentrum der Galaxie 3C120 herausgefunden, dass dieses mit seiner Umgebung in gleicher Weise wechselwirkt wie die kleineren Mikroquasare. Das Astronomenteam ist der Auffassung, dass dies die Übertragbarkeit der an kleineren Schwarzen Löchern erzielten Ergebnisse auf die Vorgänge im Zentrum aktiver Galaxien rechtfertigt.
Die Forscher konnten in ihrer die Jahre 1998 bis 2000 umspannenden Studie insgesamt vier plötzliche Abfälle in der Röntgenemission des supermassiven Schwarzen Loches nachweisen, die von einem Anstieg in der Emission im Radiobereich des elektromagnetischen Spektrums begleitet wurden. Dies ist ein Hinweis auf das Vorhandensein einer das Schwarze Loch umspannenden Scheibe aus extrem heißer Materie, die elektromagnetische Wellen in Form von Röntgenstrahlung aussendet. Wenn ein Bruchteil der Materiemasse in das Schwarze Loch fällt, nimmt die Intensität dieser Strahlung ab, und die sich an diesen Vorgang anschließende Aussendung eines gewaltigen Materiestrahls (eines sogenannten Jets) ist von einer Radiowellenausstrahlung begleitet.
Derartige Vorgänge wurden bisher zumeist nur an Mikroquasaren beobachtet. Die Arbeit der Bostoner Forschergruppe zeigt nun, dass auch supermassive Schwarze Löcher von einer Materiescheibe (die Fachwelt spricht von einer Akkretionsscheibe) umgeben sind. Beide Gewichtsklassen scheinen daher mit ihrer Umwelt in gleicher Weise zu interagieren ? und die in einer der beiden Klassen ermittelten physikalischen Befunde sollten sich daher auch auf die andere Größenklasse in skaleninvarianter Form übertragen lassen.