Der Komet C/1999 S4 Linear, der im August letzten Jahres in einer spektakulären Explosion in unzählige Stücke zerbrach, entstand vor 4,6 Milliarden Jahren in der Gegend zwischen den heutigen Bahnen der Planeten Saturn und Uranus. Das berichten Hideyo Kawakita vom Gunma Astronomical Observatory und Kollegen in Japan im Fachblatt Science.
Die Forscher beobachteten den Kometen mit einem Instrument des
Subaru-Teleskops, das in der Lage ist, Spektrallinien eines Himmelskörpers besonders fein aufzulösen. Damit bestimmten sie die Relation von NH2-Molekülen, bei denen der Spin der Wasserstoff-Atome gleich (ortho) bzw. entgegengesetzt (para) gerichtet war. Der unterschiedliche Spin wirkt sich auf die Wellenlänge von Spektrallinien aus, wenn auch nur minimal.
NH2 ist ein Zerfallsprodukt von Ammoniak (NH3), das permanent von der Kometenoberfläche verdampft und durch die ultraviolette Strahlung der Sonne zersetzt wird. Das ortho-zu-para-Verhältnis bei den Ammoniak-Molekülen hängt von der Temperatur ab, bei der sie sich bilden. Aus dem gemessenen Verhältnis schlossen die Forscher, dass der Ammoniak bei 28 Kelvin entstand – eine Temperatur, die im solaren Urnebel irgendwo zwischen Saturn und Uranus herrschte. Team-Mitglied Jun-ichi Watanabe vom Nationalen Astronomischen Observatorium von Japan ist begeistert von dieser „brandneuen Methode“. Vor allem die Entstehung kurzperiodischer Kometen lasse sich dadurch entschlüsseln.
Ute Kehse