Die Frage, ob der Eismond Europa eine flüssige Schicht unter der obersten festen Kruste besitzt, ist zurzeit eins der spannendsten Rätsel der Planetenforschung. Eine Möglichkeit, die Frage zu klären, hat jetzt der Meeresforscher Nicholas Makris vom Massachusetts Institute for Technology auf der Tagung der Acoustical Society of America in Chicago präsentiert.
Er schlägt vor, Sensoren von der Größe einer Coladose in Europas Eiskruste einzugraben, die für tieffrequente Schallwellen empfindlich sind. Nach Makris Überlegungen müssten solche Spezial-Mikrofone (ähnlich Geofonen, wie sie in der Erdölexploration eingesetzt werden) auf Europa genug „Lärm“ wahrnehmen können. Da der Trabant des Riesenplaneten Jupiter gewaltigen Gezeitenkräften ausgesetzt ist, bilden sich in der Eiskruste ständig neue Risse. Das Knacken und Knirschen, das dabei entsteht, ließe sich von den Mikrofonen aufzeichnen.
Ähnlich wie beim Ultraschall in der Medizin ist es mit Hilfe von Schallwellen möglich, die innere Struktur eines Körpers sichtbar zu machen. Ein flüssiger Ozean unter der Kruste müsste sich auf diese Weise eindeutig identifizieren lassen. In der Arktis hat Makris bereits Erfahrung mit Schallwellen gesammelt, die durch Eis und Wasser laufen. Dabei hatten er und seine Kollegen festgestellt, dass das Eis um so mehr Geräusche macht, je mehr Wind und Wellen an ihm zerren. Die niederfrequenten Schallwellen sind zwar zum größten Teil für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar, können von geeigneten Sensoren aber noch nach hunderten von Kilometern registriert werden.
Ute Kehse