Die letzten Sommer von internationalen Wissenschaftlerteams beobachtete Explosion des Kometen C/1999 S4 (LINEAR) in der Nähe der Erde ergab wichtige neue Erkenntnisse über den Aufbau von Kometen und über die Entstehung von Planetensystemen. Sechs internationale Wissenschaftlerteams berichten in der aktuellen Ausgabe des Magazins Science über ihre Erkenntnisse.
Der Zerfall des Kometen LINEAR beim Vorbeiflug an der Erde wurde vor ungefähr einem Jahr von Astronomen in aller Welt mit einer Vielzahl von erdgebundenen und im Raum stationierten Instrumenten analysiert. Erste Ergebnisse der Analysen erlauben einen Einblick in den faszinierenden Kern des Kometen. So fand die Explosion des Kometen in Teilschritten statt, was der These, seine Aufheizung durch die Sonne habe die Explosion ausgelöst, widerspricht. Grund der Explosion könnten vielmehr Zusammenstöße mit Asteroiden oder eine zu schnelle Rotation sein. Auch ist der Komet im Gegensatz zu anderen Kometen arm an kohlenstoffhaltigen Verbindungen. Die Vielzahl der Untersuchungen seines Zerfalls im sichtbaren, Radio- und Röntgenbereich wird die Fachwelt noch Jahre beschäftigen.
Kometen bestehen zum größten Teil aus Eis, Gestein und Staub. Sie sind Überbleibsel aus der Zeit der Entstehung des Sonnensystems und haben sich seither nicht verändert. Viele Forscher sehen sie als die Grundbausteine von Planeten an. Die Explosion des LINEAR Kometen könnte daher wichtige Aufschlüsse über die Entstehung unseres Sonnensystems liefern.
Auch die Frage, ob Kometen das Leben auf die Erde gebracht haben, ist durch die Armut an kohlenstoffhaltigen Verbindungen in LINEAR neu entbrannt. Während frühere Kometenbeobachtungen Hinweise auf Kohlenstoffverbindungen – die Bausteine des Lebens – auf Kometen brachten, schien LINEAR zu einer Klasse von „toten“ Kometen zu gehören. Sollten sich in Zukunft eine Mehrzahl von Kometen als kohlenstoffarm erweisen, muss die These vom Ursprung des Lebens durch den Aufprall von Kometen auf die Erde neu überdacht werden.
Stefan Maier