Die Wissenschaftler nutzten zwei Vorbeiflüge der Raumsonde Cassini für ihre Untersuchungen: Auf dem Weg zum Saturn holte sich Cassini im April 1998 und im Juni 1999 zweimal bei der Venus Schwung für die lange Reise. Bei diesen Begegnungen suchte Cassinis „Radio and Plasma Wave Science Instrument“ nach hochfrequenten Radiosignalen. Auf der Erde werden solche Signale, „Spherics“ genannt, werden bei Gewittern erzeugt und sind vom Weltraum aus messbar. Auf der Venus entdeckten Gurnett und seine Kollegen aber nichts dergleichen. Die empfangenen Radiosignale waren nur schwach und ähnelten den irdischen „Spherics“ nicht. Bei Cassinis Vorbeiflug an der Erde im August 1999 registrierte das Instrument dagegen wie erwartet alle Anzeichen heftiger Gewitteraktivität. Die Forscher schließen daraus, dass Gewitter auf der Venus, falls es sie gibt, ganz anders aussehen als auf der Erde. Vermutlich gibt es keine elektrischen Entladungen zwischen Wolken und Boden, da sich die Venus-Wolken mit 40 Kilometern in einer großen Höhe befinden. Möglich wären auch noch Entladungen zwischen zwei Wolken, die aber wahrscheinlich sehr viel schwächer sind und vom Weltraum aus nicht entdeckt werden können. Raumsonden der Pioneer Venus- und Venera-Serien, die in den 70er Jahren auf dem Planeten landeten, hatten auf ihrem Flug durch die Atmosphäre passende Signale entdeckt.(Nature 409, S. 313)
Ute Kehse