Die Beobachtungen der Gruppe um Gerard Willinger am 4-Meter-Teleskop des Inter-American Observatory in Cerro Tololo (Chile) stellen die Theorie der Sternentstehung auf die Probe. „Das beobachtete Licht dieser Galaxiengruppe“, erklärt Willinger, „hat einen so ungeheuer langen Weg zurücklegen müssen, dass es von den Galaxien vor der Entstehung der Erde ausgesandt worden ist – wir sehen die Galaxiengruppe zu einem Zeitpunkt, als unser Universum erst ein Drittel des heutigen Alters hatte, etwa 4,5 Milliarden Jahre nach dem Urknall“.
Die bisherige Theorie hat große Schwierigkeiten, zu erklären, wie eine solch ungeheure Ansammlung von Galaxien und Quasaren so kurz? nach dem Urknall durch Gravitation zusammengezogen werden konnte. Normalerweise findet man in einer Himmelsregion dieser Größe nur zwei bis drei Quasare und vier Galaxien. Willinger und sein Team beobachteten dagegen gleich 18 Quasare und 11 Galaxien – einen gewaltigen Massenüberschuss also.
Quasare sind Galaxien mit einem sehr hellen Zentrum, die ihre Energie wahrscheinlich von einem schwarzen Loch beziehen. Manche Quasare strahlen eine Milliarde mal heller als unsere Sonne.
„Eine gute Theorie muss auch Extreme erklären können“, sagt Willinger, und schaut in die Zukunft: „Im Augenblick fangen die Computersimulationen zur Entstehung großer Strukturen im Universum erst an, mit Größen zu rechnen, die der beobachteten großen Quasargruppen gleichkommen. Diese Gruppen sind deshalb fantastische Laboratorien für das Studium der Entstehung und Entwicklung von Quasaren und Galaxien“.
Arndt Dürr