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Zehnmal mehr Galaxien im Kosmos

Astronomie|Physik

Zehnmal mehr Galaxien im Kosmos
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Diese Deep Field-Aufnahme des Hubble-Telekops zeigt einen kleinen Teil der erfassten Galaxien (Foto: NASA/ESA, GOODS Team, M. Giavialisco/ University of Massachusetts)
Weißt Du wieviel Sternlein stehen…. Auf diese Frage haben Astronomen nun eine neue, überraschende Antwort gefunden. Auswertungen von Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops enthüllen, dass das Universum zehnmal mehr Galaxien enthält als bisher angenommen. Es gibt demnach mindestens zwei Billionen Galaxien im Kosmos. Die meisten von ihnen sind allerdings zu leuchtschwach und zu weit entfernt, um von uns direkt beobachtbar zu sein.

Die Frage nach der Anzahl der Galaxien und Sterne im Universum gehört zu den grundlegendsten der Astronomie. Mit immer leistungsstärkeren Teleskopen versuchen Forscher, weit ins All hinauszublicken, um eine „Volkszählung“ nicht nur in unserer kosmischen Nachbarschaft, sondern vor allem auch im fernen Kosmos durchzuführen. Mitte der 1990er gelang mit den ersten „Deep Field“-Aufnahmen des Hubble-Weltraumtelekops ein erster Meilenstein: Durch Überlagerung von 342 Aufnahmen entstand ein Portrait von mehr als 3.000 rund zwölf Milliarden Jahre alten Galaxien – und damit ein erster Blick ins junge Universum. Aus diesen und späteren, noch hochaufgelösteren Folgeaufnahmen schlossen Astronomen, dass es rund 100 Milliarden Galaxien im Universum geben muss.

Jetzt haben Christopher Conselice von der University of Nottingham und sein Team erneut einen kosmischen Zensus durchgeführt. Dafür kombinierten sie Deep Space-Aufnahmen von Hubble und weiterer Teleskope und erstellten daraus ein dreidimensionales Modell eines winzigen Ausschnitts des beobachtbaren Universums. Dadurch erhielten sie eine 3D-Aufnahme, die nicht nur die räumliche Verteilung, sondern indirekt auch die zeitliche Abfolge der verschiedenen Generationen von Galaxien zeigte. Mit Hilfe mathematischer Modelle berechneten die Forscher die durchschnittliche Dichte der Galaxien in verschiedenen Zeiten und konnten so auch auf die Zahl der für uns nicht sichtbaren Galaxien im All schließen.

Zwei Billionen Galaxien – mindestens

Das Ergebnis: Das Universum ist deutlich voller als bisher angenommen. Insgesamt muss es in ihm mindestens zwei Billionen Galaxien geben – zehnfach mehr als bisher angenommen. Der größte Teil dieser Sternenansammlungen ist so klein, alt und leuchtschwach, dass sie mit heutigen Teleskopen nicht direkt beobachtbar sind, wie die Forscher erklären. „Es ist einfach unglaublich, dass mehr als 90 Prozent der Galaxien im Universum noch erkundet werden müssen“, sagt Conselice. „Wer weiß, welche spannenden Eigenschaften wir finden werden, wenn wir diese Galaxien mit zukünftigen Generationen von Teleskopen erforschen?“ Die meisten dieser Galaxien entstanden im frühen Universum und ähneln eher den Zwerggalaxien, die unsere Milchstraße als Satelliten umgeben.

Astronomen vermuten schon länger, dass es in der Jugendzeit des Kosmos mehr, aber dafür kleinerer Galaxien gab als heute. Im Laufe der Zeit verschmolzen viele von ihnen dann zu größeren Sternenansammmlungen, so dass die Galaxiendichte im All abnahm. „Unsere Ergebnisse sind ein starker Beleg dafür, dass es in der Geschichte des Universums eine Evolution der Galaxien gegeben hat“, erklärt Conselice. „Durch gegenseitige Verschmelzungen führte sie zu einer Reduktion der Galaxienzahl.“

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Das Resultat der neuen „Volkszählung“ im Kosmos wirft auch ein neues Licht auf ein altes Paradox: Schon Anfang des 19. Jahrhunderts stellte der deutsche Astronom Heinrich Olbers die Frage, warum der Nachthimmel dunkel erscheint, obwohl das Universum unendlich viele Sterne enthalten muss. Geht man von der jetzt ermittelten Zahl und Dichte der Galaxien aus, müsste tatsächlich jeder Teil des Himmels von mindestens einem Teil einer Galaxie eingenommen werden. Warum also erscheint der Himmel nicht hell und komplett sternenerfüllt. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich, wie die Forscher erklären. Zum einen wird das Licht der sehr fernen Galaxien durch die Ausdehnung des Alls gedehnt und daher in für uns nicht sichtbare Bereiche des Lichts verschoben. Zum anderen absorbieren intergalaktische Staub- und Gaswolken Teile des Lichts. Obwohl daher der gesamte Himmel von Galaxien und Sternen erfüllt ist, sehen wir nur einen winzigen Bruchteil davon.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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