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Spuckt der Jupitermond Europa Wasser?

Astronomie|Physik

Spuckt der Jupitermond Europa Wasser?
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Künstlerische Darstellung einer Fontäne auf Europa. Image courtesy of K. Retherford, Southwest Research Institute
Eine öde Eiskugel im Orbit um Jupiter – doch der Mond Europa hat es in sich: Schon lange vermuten Forscher einen Ozean aus flüssigem Wasser unter dem Eispanzer des frostigen Himmelskörpers. Dazu gibt es nun offenbar neue Hinweise: Forscher berichten, dass zu bestimmten Zeiten Schwaden aus dem Eispanzer Europas austreten, bei denen es sich vermutlich um Wasser aus der Tiefe handelt.

 

Europa ist mit einem Durchmesser von von 3.121 Kilometern der kleinste der vier großen Monde Jupiters. Er umrundet den Planeten einmal in drei Tagen. Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass die Oberfläche Europas aus Wassereis besteht. Der Frost von rund minus160 Grad Celsius lässt hier alles erstarren. Doch vermutlich besitzt der kalte Mond ein warmes Herz: Wahrscheinlich befindet sich tief unter dem Eispanzer flüssiges Wasser. Die Wärme entsteht durch die Gezeitenkräfte, denen der Mond bei seinem Umlauf ausgesetzt ist. Die Gravitationskraft Jupiters knetet den kleinen Trabanten gleichsam durch, wobei Wärme entsteht.

 

Schätzungen zufolge ist Europas Eiskruste etwa 10 bis 15 Kilometer dick. Der darunter liegende Ozean könnte eine Tiefe von bis zu 100 Kilometern aufweisen, so Vermutungen. Ab etwa drei Kilometern unter der Eisschicht könnte es jedoch auch im Eis eingeschlossene Wasserblasen geben, legte eine Studie im Jahr 2011 nahe. Wenn sich die aktuellen Ergebnisse der Forscher um Lorenz Roth vom Southwest Research Institute in San Antonio nun bestätigen, hat das Tiefenwasser Europas zumindest manchmal sogar Kontakt mit der Oberfläche.

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Die Forscher verwendeten bei ihren Untersuchungen Bilder vom Hubble-Weltraumteleskop aus dem November und Dezember des vergangenen Jahres und ältere Aufnahmen aus dem Jahr 1999. Sie identifizierten auf ihnen Spuren von Wasserstoff und Sauerstoff, die in bestimmten Regionen auf der Südhalbkugel Europas auftreten und zwar nur innerhalb kurzer Zeitfenster: jeweils für nur sieben Stunden.

 

Möglicherweise ähnlich wie beim Saturnmond Enceladus

 

Das Phänomen tritt auf, wenn Europa sich auf seiner Umlaufbahn am weitesten von Jupiter entfernt, berichten die Forscher. Das legt ihnen zufolge nahe, dass die Ursache für das Austreten von Wasser die Gezeitenkräfte sind, denen der Mond bei seinem Umlauf ausgesetzt ist. Es entstehen wahrscheinlich Risse in der Oberfläche, durch die das Wasser austreten kann. Das Material wird dann bis zu 200 Kilometer über die Oberfläche Europas hinausgeschleudert, berichten Roth und seine Kollegen. Ein ähnlicher Effekt ist bereits von einem anderen Mond unser Sonnensystems bekannt: vom Saturnmond Enceladus. Von ihm weiß man, dass er Fontänen aus Wassereispartikeln von sich gibt. Auch seine Oberfläche besteht aus Wassereis und vermutlich gibt es im Bereich seiner „Eisvulkane” auch flüssiges Wasser.

 

Deshalb haben Europa und Enceladus auch eine spannende Gemeinsamkeit: Sie gelten als mögliche Orte außerirdischen Lebens in unserem Sonnensystem. Im Fall von Europa ist es denkbar, dass sich in dem Ozean aus flüssigem Eis unter dem Eispanzer Organismen gebildet haben, die unabhängig vom Sonnenlicht existieren können. Für solche Lebensformen gibt es Beispiele auf der Erde: Es könnte auf Europa theoretisch etwas Ähnliches existieren wie die sogenannten „Black Smoker” der irdischen Tiefsee. Diese Gebilde stoßen heißes Wasser aus, in dem Nährstoffe gelöst sind, von denen auf der Erde eine kleine Gemeinschaft von Lebewesen existiert. Bislang gibt es keine Hinweise für Leben auf Europa, doch Missionen könnten diese Frage vielleicht eines Tages klären. Möglich wäre dies durch eine Kryobot-Raumsonde, die auf der Oberfläche landet, sich durch die Eiskruste durchschmilzt und eine Art „Mini-U-Boot” im Ozean Europas freisetzt. Doch die Umsetzung eines solchen Projekts ist noch entfernt erklingende Zukunftsmusik. Sollte diese Vision eines Tages Wirklichkeit werden, könnte die Menschheit allerdings erfahren, ob hier das Leben ebenfalls eine Nische gefunden hat.

 

 

 

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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