Der Planetenfund gelang durch die Zusammenarbeit von vier internationalen Astronomen-Teams unter der Leitung von Andrew Gould von der Ohio State Universit in Columbus. Die Forscher kombinierten für ihre Untersuchungen Daten, die von einem weltweiten Netzwerk hochleistungsfähiger Teleskope stammen. Sie identifizierten den Planeten mit der sogenannten Microlensing- Methode. Dabei nutzen Astronomen die Tatsache, dass die Schwerkraft von Himmelskörpern den Raum um sie herum leicht krümmt und damit auch das Licht leicht ablenkt. Die Gravitationsfelder der Sterne wirken dadurch wie Linsen. Kreist ein Planet um einen Stern, führt dessen Schwerkraft zu einer zusätzlichen leichten Verzerrung. Die entsprechenden Effekte können Teleskope heute erfassen – so ist der Nachweis von Planeten im Orbit ferner Sterne möglich.
Auf diese Weise ist den Forschern auch der etwa 3.000 Lichtjahre entfernte Planet mit der Bezeichnung OGLE-2013-BLG-0341LBb ins Netz gegangen. Die Datenanalysen ergaben: Er ist etwa doppelt so massereich wie die Erde und kreist um seinen Zentralstern in einer Entfernung von etwa 145 Millionen Kilometern. Dieser besitzt etwa 0,15 Sonnenmassen – entsprechend strahlt er 400 Mal schwächerer als unsere kosmische Mutter. Der leicht größere zweite Stern des Systems befindet sich in einer Entfernung von seinem Partner, die der zwischen Sonne und Saturn entspricht. Beide Strahlungsquellen können OGLE-2013-BLG-0341LBb allerdings keine erdähnlichen Temperaturen verschaffen, sagen die Forscher. Er ist vermutlich ungefähr so kalt wie Jupiters Eismond Europa.
Erd-Zwillinge in Doppelsystemen?
Den Astronomen zufolge liefert der Fund den ersten Nachweis, dass sich erdähnliche Planeten in erdähnlichen Umlaufbahnen bilden können, und das sogar bei Sternen, die eng zusammen liegen. Solche binären Systeme sind sehr verbreitet im Universum, betonen die Forscher. Doch bisher haben Astronomen sie bei der Suche nach Planeten links liegen lassen, denn man ging davon aus, dass sie keine erdähnlichen Planeten beherbergen können. „Wir haben unsere Bobachtungen stets abgebrochen, wenn klar wurde, dass es sich um ein binäres System handelt“, sagt Gould. „Nun werden wir unserer Strategien ändern“.
Der neu entdeckte Planet ist zwar zu kalt, um selbst Leben zu besitzen, wie wir es kennen, doch wenn er einen sonnenähnlichen Stern umkreisen würde, wäre die Lage anders: Er befände sich dann in der sogenannten habitablen Zone – in dem Bereich, in dem auf Planeten Bedingungen für Leben entstehen können. „Die Hälfte aller Sterne in unserer Galaxie bilden Doppelsysteme. Die Möglichkeiten, lebensfreundliche Planeten zu entdecken, ist also weit größer, als wir bisher gedacht haben“, sagt Gould. Möglicherweise finden Astronomen auch irgendwann die reale Version des fiktiven Planeten Tatooine aus der Filmreihe Star Wars. In einer berühmten Szene darin betrachtet Luke Skywalker einen doppelten Sonnenuntergang.