Die detaillierten Aufnahmen der Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter haben bisher rund 200 Löcher in der Mondoberfläche aufgezeigt, berichten die Forscher um Robert Wagner von der Arizona State University in Tempe. Eine spezielle Computersoftware kann die teils feinen Strukturen auf den Bildern der Mondoberfläche gezielt aufspüren. Die Löcher besitzen demnach Durchmesser von fünf bis über 900 Meter. Die meisten wurden in Kratern und den sogenannten Maria des Mondes entdeckt – den dunklen Tiefebenen, die bei Betrachtung mit bloßem Auge das auffälligste Merkmal der Oberfläche bilden.
Krater und Maria besitzen eine Gemeinsamkeit, die vermutlich zur Entstehung der Löcher geführt hat: Einst gab es hier flüssige Lava. Bei den Kratern entstand sie durch die Hitze des Einschlags und bei den Maria geht man generell davon aus, dass es sich einst um Meere aus flüssigem Gestein gehandelt hat. Im Verlauf der Abkühlung könnten einige von Kruste überdeckte Lavaströme länger flüssig geblieben sein – ähnlich wie bei Lavatunneln auf der Erde. . Als die Lava dort abfloss, hinterließ sie Hohlräume. Erschütterungen, beispielsweise durch Asteroideneinschläge, könnten dann an einigen Stellen die Höhlendecken zum Einsturz gebracht haben. So bildeten sich die Löcher, vermuten die Wissenschaftler.
Ideale Stützpunkte für Astronauten
Bei den Löchern handelt es sich aber nicht nur um spannende Formationen der Mondoberfläche, sie könnten auch praktischen Nutzen haben, sagen die Forscher. „Ein Stützpunkt in einem der Löcher beziehungsweise Höhlen würde Astronauten eine sichere Zuflucht auf dem Mond bieten“, so Wagner. „Weder Strahlung, Meteoriten oder extreme Schwankungen der Tag-Nacht-Temperaturen gibt es dort“. Die Erkundung dieser Formationen könnte auch Informationen über ihre Entstehung und die Geschichte des Mondes liefern, sagen die Forscher.
Vermutlich gibt es noch viele weitere unentdeckte Löcher, denn der Lunar Reconnaissance Orbiter hat bisher nur 40 Prozent der Mondoberfläche bei Lichtverhältnissen erfasst, die für das automatische Suchprogramm der Forscher geeignet sind. „Wir werden nun nach weiteren Löchern suchen“, sagt Wagner. Der ideale nächste Schritt wären dann natürlich Sonden, die das Innere der Gruben erforschen. „Löcher kann man von einer Umlaufbahn aus schlecht erkunden, weil man einfach keine günstigen Blickwinkel bekommt. „Sonden, die man in ein oder zwei dieser Formationen hinablässt, könnten hingegen zeigen, was da unten ist. Wir befinden uns gerade in der Planungsphase einer Mission, die dieses Ziel verfolgt. Sie soll eine der größten Gruben erkunden“, sagt Wagner.